Stetig am Puls der Zeit
Vor 140 Jahren eröffnete ein junger Bootsbauer in Unterbuchberg am Attersee eine eigene Werkstatt. Daraus entwickelte sich der erfolgreiche Yachtservice-Betrieb Gebetsroither, der bis heute in Familienbesitz ist
Johann, der Erste, legte den Grundstein. Er machte sich 1880 mit einer Bootsbauerei am Attersee selbständig und fertigte Plätten, die Steine, Holz und Schotter über den Wasserweg von Weißenbach nach Schörfling transportieren. Eine Uferstraße gab es damals nicht, einen zweiten Plättenbauer in der Region auch nicht. Gute Voraussetzungen für einen guten Geschäftsgang und so konnte er seinem Sohn, Johann, dem Zweiten, 1910 einen florierenden Betrieb übergeben.
Der Enkel Johann, der Dritte, übernahm 1954 das Ruder. Er weitete das Sortiment aus und baute neben den Fischerzillen vermehrt Ruder- und Segelboote. Außerdem wusste er den Trend zur Sommerfrische, der massenweise erholungssuchende Touristen an die Ufer der Salzkammergutseen spülte, zu nutzen und zog im Strandbad Seewalchen eine Bootsvermietung auf. Seine Frau Martha führte dort ein strenges Regiment und brachte es zum Status einer regionalen Legende.
Der gemeinsame Sohn, genau, Johann, der Vierte, spann, wie von ihm erwartet und ohne es je in Frage stellen zu wollen, den Faden weiter. Er schloss eine Fachschule für Tischlerei ab, vollzog aber dennoch den Übergang von Holz zu Kunststoff. Gegen den Widerstand der Altvorderen, die von Plastik nichts wissen wollten, aber mit dem eindeutig richtigen Riecher. In seiner Ära wurde der Hafen zu einer veritablen Marina mit mehr als 80 Liegeplätzen erweitert und ein größerer Kran mit einer Last von acht Tonnen installiert, zudem stieg man in den Bootshandel ein und positionierte sich als Servicebetrieb, der dem Freizeitkapitän – so er das möchte – jegliche Arbeit rund ums Boot abnehmen kann. Auch in vierter Generation erkannte die Familie, die nicht umsonst den Hausnamen „Schaffner“ trägt, also die Zeichen der Zeit.
Einen Johann, den Fünften, gibt es nicht. Aber eine Nina. Die Urenkelin des Gründers sah sich zunächst in einer anderen Branche, studierte in Wien Tourismuswirtschaft und in Wrexham, Wales, Webdesign. Doch die Wurzeln ließen sie nicht los und so entschied sie mit Anfang 20, die Familientradition doch fortzuführen. Sie absolvierte bei ihrem Großvater eine Bootsbau-Lehre, lernte das Handwerk von der Pike auf und ist bis heute Österreichs einzige Bootsbaumeisterin.
Gemeinsame Sache
2004 fiel ihr im Hafen ein junger Mann aus Schörfling auf. Sein Boot war am ersten Platz des mittleren Stegs stationiert, sein Interesse an der attraktiven Juniorchefin unübersehbar. Er hieß Richard Haslinger, arbeitete im Außendienst bei einem großen Reifenkonzern und eroberte das Herz der damals 28-Jährigen wie im Flug.