Bekenntnis zum Sport
Der UYC Attersee übernahm kurzfristig die Ausrichtung der Europameisterschaften in drei olympischen Klassen. Das Großevent startet Ende September, die Vorbereitungsarbeiten laufen auf Hochtouren
Zwei bis drei Jahre kalkuliert der Veranstalter einer EM in einer olympischen Klasse normalerweise als Vorlaufzeit ein. Gerade mal drei Monate waren dem UYC Attersee gegönnt, um die Kontinentalmeisterschaften für 49er, 49erFX und Nacra17 auf Schiene zu bringen – ein wahre Herkulesaufgabe. Ursprünglich hätte die EM im Mai am Gardasee stattfinden sollen, das Event musste aber aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Dass nun ausgerechnet ein österreichischer Alpensee in die Bresche springt, ist Lisa Farthofer zu verdanken. Die zum OeSV-Nationalteam gehörende 49erFX-Vorschoterin ist gut bekannt mit Ben Remocka, der alle drei oben genannten Klassen managt und verzweifelt auf der Suche nach einem Ersatz-Revier war, und schlug dem Kanadier vor, die Skiff- und Kat-Flotten an den Attersee zu holen. Zeitgleich überzeugte sie ihren Vater, Michael Farthofer, der dem UYC Attersee seit Jahren als Präsident vorsteht, von der Sinnhaftigkeit dieser Idee und stellte den Kontakt zwischen Remocka und Profi-Organisator Gert Schmidleitner her. Mails gingen über den Atlantik hin und her, Erkundigungen wurden eingeholt, Rahmenbedingungen verhandelt und schließlich alles hieb- und stichfest gemacht. Von 26. September bis 4. Oktober wird der UYCAs damit die nach den World Sailing Games höchstrangige Segelveranstaltung ausrichten, die es jemals in Österreich gab. Das Gesamtbudget beträgt rund 250.000 Euro, dank Förderungen von Land und Bund soll der Club mit einer schwarzen Null aussteigen. Chef des Organisationskomitees ist Günther Lux, der sportliche Leiter des Clubs, den Großteil der operativen Arbeiten wickelt Gert Schmidleitner ab. „Ich habe wirklich viel Erfahrung, aber die Größe des Events, der enorme Zeitdruck und die speziellen Umstände rund um Corona stellen schon eine besondere Herausforderung dar“, schnauft der im Dauereinsatz Stehende.
Testen, testen, testen
Um ein „Ischgl des Segelsports“ zu verhindern, nimmt man die Sicherheits- bzw. Schutzmaßnahmen extrem ernst. Jede Teilnehmerin, jeder Teilnehmer muss einen aktuellen negativen COVID19-Befund vorlegen können, zudem werden alle Personen, die an dieser EM mitarbeiten, egal ob am Wasser, im Restaurant oder als Helfer an Land, unmittelbar vor Beginn der EM getestet. „Eine Ärztin vom Labor Mustafa, das auch die Salzburger Festspiele und den Grand Prix in Zeltweg betreut hat, wird im UYCAs von allen Beteiligten Proben nehmen“, umreißt Schmidleitner das Prozedere. Die Ergebnisse liegen schon am nächsten Tag vor, außerdem ist ein Schnelltestgerät im Club verfügbar: „Wenn sich jemand schlecht fühlt, nimmt der Arzt einen Abstrich und kann innerhalb von zwei Stunden sagen, ob eine Corona-Infektion vorliegt oder nicht“, so Schmidleitner.
Vor und während der Regatta werden persönliche Kontakte so weit wie möglich minimiert: Registrierung, Verlautbarungen, Ergebnisse, all das passiert online, statt der sonst üblichen Vermessung gibt es nur stichprobenartige Kontrollen und sogar die internationale Jury wird zum Teil im virtuellen Raum agieren.