Tierisches Vergnügen
Mit Hund in See stechen? Das kann blendend funktionieren, sofern Skipper und Vierbeiner entsprechend vorbereitet sind und ein paar Regeln beachten
Letztlich macht es keinen Unterschied, ob man Hunde, Kinder, Frau oder Freunde an das Bordleben gewöhnt – das behauptet Stephan Boden, Hundehalter, Ehemann, leidenschaftlicher Segler und Autor des prämierten Buches „EinHundSegeln“. Darin beschreibt er, wie Polly, eine Parson-Jack-Russel-Hündin (siehe auch Interview) zur unproblematischen Törnbegleiterin heranwuchs, mit der er bereits tausende Seemeilen in der Ostsee zurückgelegt hat.
Sich mit so einem seltsamen schwimmenden Gefährt anzufreunden fällt einem Hund umso leichter, je jünger er ist. Ein Welpe ist quasi ein unbeschriebenes Blatt, während ältere Tiere bereits Ängste, Abneigungen und Vorlieben entwickelt haben und grundsätzlich vorsichtiger sind. Dennoch kann auch ein erwachsener Hund das Leben am Wasser lieben lernen – sofern es ihm bequem und schmackhaft gemacht wird. Stephan Boden empfiehlt etwa, mit dem Vierbeiner zu Beginn gar nicht auszusegeln, sondern im Hafen zu bleiben und Dinge an Bord zu tun, die positiv besetzt sind, etwa Leckerlis verteilen, vergnügliche Spiele spielen oder ausgiebig knuddeln. So verknüpft der Hund das Boot mit angenehmen Emotionen – und freut sich in Zukunft, wenn es aufs Wasser gehen soll. Werden im nächsten Schritt die Leinen tatsächlich gelöst, sollten Herrchen und/oder Frauchen als Rudelführer möglichst entspannt und gut gelaunt rüberkommen. Dann stehen die Chancen gut, dass der Hund diese Stimmung übernimmt. Das gilt auch und besonders in haarigen Situationen bzw. bei schwerem Wetter, schließlich überträgt sich Hektik an Bord ebenso auf das Tier wie Gelassenheit.
Es gibt aber auch Hunde, die am Segeln vom ersten Moment an Gefallen finden. Gabriela Schneeweiss etwa, die seit Jahren mit dem Rhodesian Ridgeback Thamboo auf einer Feeling 416 italienische und kroatische Reviere erkundet, ist überzeugt, dass der über 50 Kilo schwere Rüde nicht nur ihr zuliebe auf die Yacht steigt, sondern wirklich gerne Zeit an Bord verbringt. „Thamboo strahlt unterwegs totale Ruhe aus“, erzählt die erfahrene Hundehalterin, „und wenn ein Mitsegler Angst hat oder seekrank ist, legt er sich zu ihm und versucht ihn quasi zu trösten.“
Ob man nun einen geborenen Segel-Hund oder eher skeptischen Bord-Kameraden an seiner Seite hat, über bestimmte Themen gilt es sich in jedem Fall Gedanken zu machen.
Ein- und Aussteigen
Der Gang über eine schwankende, glatte Passarella ist den meisten Hunden ein Gräuel, widerspricht er doch all ihren Instinkten. Kleine Hunde kann man unter den Arm klemmen bzw. in eine Tasche oder einen Rucksack setzen, große Exemplare müssen auf eigenem Fuß über die wackelige Planke. „Tamboo ist dabei zwei Mal ins Wasser gefallen“, bedauert Gabriela Schneeweiss, „und seither natürlich besonders zurückhaltend.“ Lösung fand sich in Form von rutschfesten Badezimmer-Matten, die über die Passarella gelegt werden und dem Hund erlauben sich bei Bedarf festzukrallen.