Viko S26
Die polnische Werft verkauft ihre Yachten über den Preis. Ein bemerkenswerter Ansatz, der viel Boot für wenig Geld verspricht
Die Firma Navikom aus dem polnischen Posen, die auch unter der Bezeichnung Viko Yachts firmiert, ist seit drei Jahrzehnten im Yachtgeschäft tätig. Einer breiten Öffentlichkeit sind die Yachten hierzulande aber erst seit 2013 bekannt. Damals lief mit der Viko S22 das erste Modell der neuen S-Linie vom Stapel, gezeichnet vom Italiener Sergio Lupoli, das mit ansprechendem Design und sensationell niedrigem Preis rasch zum Verkaufsschlager wurde. Aktuell umfasst die S-Linie sechs Modelle zwischen 21 und 35 Fuß. Mehr denn je für Aufsehen sorgt die Preisgestaltung: So kostet die getestete Viko S26, das bislang jüngste Modell, in der Basisversion nur € 23.988 inklusive Steuer – das sind € 922,6 Euro pro Fuß, ein echtes Schnäppchen.
Aktuell produziert Navicom 200 Modelle pro Jahr, darunter die S-Reihe, eine Cruising-Linie (vier Yachten zwischen 20 und 27 Fuß) sowie eine Motorboot-Palette. Zudem verfolgt man einen ehrgeizigen Expansionskurs: In Planung sind Viko S40 und S50.
Eine Frage der Philosophie
Wenn Yachten so preiswert sind, muss man genau hinsehen. Tatsächlich bekommt man für den Basispreis ein segelfertiges Boot, gefallen dürfte es allerdings nur Puristen. Es fehlen die zu öffnende Decksluke, die beiden Luken ins Cockpit, sämtliche Rumpffenster, Rollreffanlage, Badeleiter und Bugspriet, statt der Innentapezierung gibt’s mit Topcoat versiegelte Seitenwände. Das Minimum an nötigem Zubehör ist im 3.012 Euro teuren Komfort-Paket enthalten, wer darüber hinaus noch fleißig Kreuzerln in der Zubehörliste macht, kommt wie der Eigner der Testyacht auf rund 38.000 Euro. Dann hat man eine gut ausgestattete, aber immer noch sehr preiswerte Yacht.
Optisch wirkt die S26 mit ihrem schlanken Vorschiff und dem begehbaren Bugspriet durchaus sportlich. Vorne ist quasi die Schokoladenseite, von schräg achtern betrachtet fallen der hochbordige Rumpf sowie der hoch liegende Cockpitboden auf – beides Zugeständnisse an den Komfort unter Deck. Obwohl das S im Namen Sportlichkeit suggeriert, handelt es sich beim Testschiff um einen reinrassigen Cruiser. Das gilt speziell für die mit Innenballast (450 kg) und Integralschwert (150 kg) ausgestattete Neusiedler-See-Version, die immer das Standardrigg trägt. Entscheidet man sich für einen Hub- oder Fixkiel, kann man den längeren Racingmast ordern und damit die Segelleistung deutlich steigern.
Rigg, Deckslayout und Qualität der Beschläge sind von überraschend guter Qualität. Die S26 verfügt über zwei Fall- und zwei Schotwinschen (Lewmar), Blöcke von Ronstan, Niederholer (Talje) und via Hahnepot und Talje trimmbares Achterstag. Der Großschotblock ist auf einem Sockel montiert und auch bei Lage gut bedienbar. Fallen und Reffleinen sind zu den seitlich am Niedergang positionierten Hebelklemmen umgelenkt. Eine gute Lösung sind Gurte statt Relingsdrähte zum Anlehnen, allerdings ist die Reling insgesamt etwas zu hoch. Ein niedriger ansetzender Gurt würde den Sitzkomfort verbessern. Smart ist die optionale gepolsterte Rückenlehne, die man in die seitlichen Sülls stecken kann.
Im Wind
Die Bedingungen am Testtag waren anspruchsvoll. Es wehte bockiger Nordwest mit 13 bis 17 Knoten, punktuelle Hammerböen aus Nord inklusive. Mit dem 1. Reff im Groß und ungereffter Fock ging es über den Joiser Kanal raumschots auf den Neusiedler See und weiter Richtung Süden. Wurde das Großsegel in Böen sauber mitgetrimmt, blieb die Viko brav in der Spur; das Groß in der Klemme fixieren, spielt es an Tagen wie diesen nicht.