Immer auf der Hut
Daniela Bärnthaler und der Extremläufer Christian Schiester segeln seit Herbst 2016 auf ungewöhnlicher Route um die Welt. Im Oman kämpften sie gegen Behörden-Willkür, die Etappe zu den Seychellen war von heftigen Gewittern geprägt
Der Oman ist als Segelrevier weitgehend unerschlossen, Yachties kommen so gut wie nie in das Sultanat im Osten der Arabischen Halbinsel. Kein Wunder also, dass sich die Einreiseformalitäten als ausgesprochen schwierig erweisen. Wir erreichen gegen Mitternacht die Hafeneinfahrt und nehmen via VHF Kontakt mit der Port Control auf. Dort winkt man unfreundlich ab: Um diese Uhrzeit und ohne einen Agenten, der die Behördengänge für uns übernimmt, müssen wir uns bis zum nächsten Morgen gedulden. Wir werden aufgefordert in einem Radius von 5 Meilen rund um den Hafen zu bleiben, also motoren wir herum oder lassen uns treiben. Erst zu Mittag dürfen wir endlich in den Industriehafen einfahren. Inzwischen ist unser Motor heiß gelaufen, wir sind hundemüde, müssen improvisieren und schaffen es gerade, dass der Anker fällt, bevor wir einen Motorschaden davontragen. Nach stundenlanger Warterei und einer im Hafen verbrachten Nacht sind endlich alle Formalitäten erledigt. So richtig freuen können wir uns darüber aber nicht, denn man eröffnet uns, dass wir eine Gebühr in der Höhe von 1.100 US Dollar zu entrichten hätten. Da bleibt uns der Mund offen stehen – darüber werden wir uns noch unterhalten müssen …
Aber wenigstens sind wir jetzt offiziell eingereist und können uns in die Marina Havana Salala verholen. Umgeben von diversen Luxushotels liegen wir hier mit unserer 59 Fuß langen El Toro als einziges Segelboot wie in Abrahams Schoß. Wir müssen keinen Kurs im Auge behalten, können ruhig schlafen und uns mal wieder an Land die Beine vertreten. Ideal, um unsere Batterien wieder aufzuladen. Die eingeplanten zehn Tage vergehen wie im Flug und schon steht die Weiterreise Richtung Seychellen an. Bevor wir die Leinen lösen, versuchen wir unser „Gebührenproblem“ noch einmal zur Sprache zu bringen. Nach ausgiebigen Verhandlungen einigen wir uns schlussendlich auf 970 statt der ursprünglich verlangten 1.100 Dollar. Immerhin; den bitteren Nachgeschmack kann uns dieser Nachlass aber nicht nehmen.
Blinder Passagier
1.300 Seemeilen liegen vor uns. Wir nehmen sie voll motiviert in Angriff, müssen aber bald feststellen, dass wir einen ungebetenen Gast an Bord haben. Eine Ratte hat sich eingeschlichen, ihre Anwesenheit hält uns in den nächsten Wochen ganz schön auf Trab. Bei guter Brise kommen wir zunächst ordentlich voran und dürfen uns über Etmale von rund 140 Seemeilen freuen. In der Nacht schläft der Wind üblicherweise ein, dann starten wir den Motor. Immer seltener sichten wir Öltanker oder Frachter, bald sind wir ganz alleine unterwegs. Trotzdem bleiben wir aufmerksam, schließlich bewegen wir uns in einem Gebiet, das zur High-Risk-Area in Sachen Piraterie zählt. Auf Höhe der zum Jemen gehörenden Insel Socotra mache ich am Horizont einen dunklen Fleck aus.