Roboat trainiert für Transat

Das Roboat-Team trainiert in Kroatien für eine Atlantiküberquerung

Mehr zum Thema: Roboterboot

Im August bereitete sich das Roboat-Team der österreichischen Gesellschaft für innovative Computerwissenschaften (InnoC) an der kroatischen Küste auf die vollautonome Atlantiküberquerung mit der „ASV roboat" vor. Die „ASV roboat" ist ein Roboter-Segelboot, das jedes beliebige Ziel ohne menschliches Zutun ansteuert, es müssen lediglich die Zielkoordinaten eingegeben werden. Die optimale Route wird anhand von Wetterdaten berechnet und ständig angepasst. Auch die Segel werden vom Boot selbst getrimmt, sogar Wende und Halse werden vollautomatisch durchgeführt. Im Mai 2008 wurde die "ASV roboat" bei der Heim-WM am Neusiedlersee Weltmeister im Roboter-Segeln.
Seit damals wurde einiges am Boot weiterentwickelt. Ein neuer Ruderantrieb mit vorbalanziertem Ruderblatt, eine Methanol-Brennstoffzelle und eine Selbstwendefock sind die auffälligsten Neuerungen. Darüber hinaus wurde die Software erweitert und die Segelalgorithmen weiter optimiert.
Hauptziele der Testwoche waren, das neue Energiekonzept einem Langzeittest zu unterziehen, die Salzwasserfestigkeit der Komponenten zu überprüfen und die Robustheit des Systems bei starkem Wind und Seegang unter Beweis zu stellen.
Mit besonderer Spannung wurden die Eigenschaften des Boots mit dem neuen Vorsegel erwartet. Nach Analyse der ersten Testfahrt wurde etwas nachgetrimmt und die eigens entwickelte Selbstwendefock funktionierte perfekt. Auch die nach der WM geänderten Einstellungen an der Rudersteuerung in Kombination mit der neuen Ruderanlage – entwickelt in Zusammenarbeit mit der Firma Khu Sondermaschienenbau – haben sich bestens bewährt und zu Energieeinsparungen im zweistelligen Prozentbereich geführt.
Auch das neue Energieversorgungskonzept hat seinen ersten Langzeittest bestanden. Das hybride System aus Photovoltaik und Direkt Methanol Brennstoffzelle hat hervorragend funktioniert. Die EFOY-Brennstoffzelle ist eine Leihgabe der Firma SFC Smart Fuel Cell und lädt die Batterien immer dann vollautomatisch nach, wenn die Solarzellen nicht ausreichend Strom produzieren. Grundsätzlich ist das System aber so dimensioniert, dass es mit der Sonnenenergie allein das Auslangen findet und damit energietechnisch vollkommen autark ist.
Die Microtransat ist eine Transatlantik-Regatta für vollautonome Segelboote von maximal 4m Länge mit dem Ziel, die technologische Entwicklung in einem freundschaftlichen Wettbewerb voranzutreiben. Derzeit laufen abschließende Verhandlungen mit den Behörden in Portugal, wo der Start der Regatta geplant ist. Ziel wird die Karibik-Insel Martinique sein. Sobald alle rechtlichen Voraussetzungen geklärt sind, wird ein Starttermin – voraussichtlich 2009 – bekannt gegeben. „Die größte Herausforderung für die Atlantiküberquerung wird sicherlich die dauerhafte Stromversorgung und die Robustheit der Materialien, die Wind und Wetter ohne Wartung stand halten müssen", so Roboat-Entwickler Karim Jafarmadar.
Nach den Siegen in den Microtransat-Vorläufen 2006 und 2007, sowie dem Weltmeistertitel 2008 geht das österreichische Roboat-Team als Favorit in diese 4.000 Meilen lange Extrem-Regatta.

Aber welche Einsatzmöglichkeiten gibt es eigentlich für die Roboat-Technologie?
„Immer mehr Aufgaben des täglichen Lebens können Roboter besser, verlässlicher und effizienter durchführen als Menschen. Diese Entwicklung macht auch vor dem Segeln nicht halt und kann dort besonders gut zur Erhöhung der Sicherheit an Bord eingesetzt werden," ist Projektleiter Roland Stelzer überzeugt. Was auf den ersten Blick wie ein spielerischer Wettbewerb aussieht, schafft tatsächlich die wissenschaftliche Basis für eine Reihe nützlicher Anwendungen:
Intelligente Sensor-Bojen: Ein autonomes Segelboot ist völlig energieautark und kann daher zeitlich unbegrenzt Messwerte auf Seen oder den Weltmeeren sammeln. Es können beispielsweise Vermessungen, wasserökologische Studien oder Ermittlungen von Fischbeständen kostengünstiger als bisher durchgeführt werden.
Sicherheit auf Segelschiffen: Die Technologie kann auf Segelschiffen beliebiger Größe eingesetzt werden. Ähnlich wie ABS oder ESP im Auto kann das Roboat-System in Gefahrensituationen eingreifen und dem Skipper helfen, das Boot wieder unter Kontrolle zu bringen. Das System könnte auch erkennen, wenn der Skipper über Bord geht und ihn selbständig und punktgenau wieder abholen.
CO2-neutrale Frachtenbeförderung: In Zeiten, in denen Treibstoff immer teurer wird und wir uns von den Kyoto-Zielen immer weiter entfernen, müssen Alternativen in der Güterbeförderung gefunden werden. Segelschiffe sind umweltfreundlich, erfordern bisher jedoch relativ großen Personaleinsatz. Das ändert sich mit der Roboat-Technologie: Alles von der optimalen Routenplanung bis zur Durchführung der notwendigen Manöver wird vom Boot selbst gemacht.
Aufklärung und Überwachung: Ein Roboat kann in entlegene oder gefährliche Regionen entsendet werden. Lautlos, energieautark und unbemannt ist es eine kostengänstige und ungefährliche Möglichkeit etwa zur Überwachung von Schmuggler- oder Schlepperrouten.
Boot als Segeltrainer: Unzählige Messwerte mehrmals pro Sekunde aufgezeichnet ermöglichen es, im Nachhinein jedes gesegelte Manöver genau zu analysieren.
Komfort an Bord: Der Segler kann selbst entscheiden, welche Aufgaben an Bord er selbst übernimmt und was er lieber dem Roboat-System überlässt. Aufgaben an das Schiff delegieren zu können ist besonders interessant für Menschen mit Behinderungen, Schiffe mit verminderter Crew und für verletzte, erkrankte oder erschöpfte Skipper.
Versorgungsschiff: Abgelegene Regionen mit geringer Einwohnerzahl, wie etwa Forschungsstationen auf Inseln, können mit Hilfe von Robotersegelbooten kostengünstig etwa mit Ausrüstung, Medikamenten, Nahrung oder Briefsendungen versorgt werden.
Weitere Informationen finden sich unter www.roboat.at

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