Schalten und walten
Wer bei der Bord-Elektroanlage pfuscht, lebt gefährlich. Experte Burkhard Linke erklärt, worauf es bei der Installation einer zuverlässigen und sicheren Stromverteilung ankommt
Mehr als die Hälfte der Feuerschadensfälle an Bord von Yachten wird durch eine schadhafte Elektroanlage verursacht. Das ist doppelt bitter: Bei einer nachweislich fehlerhafter Elektroanlage kann der Yachtversicherer die Begleichung des Schadens nämlich verweigern.
Umso wichtiger ist es, der Elektroinstallation die ihr zustehende Aufmerksamkeit zu schenken. Besonders ältere Elektroanlagen weisen diverse Mängel rund um die Stromverteilung auf und nur eine fachgerecht ausgeführte Elektroinstallation sorgt für eine zuverlässige und sichere Stromversorgung an Bord.
Von der Batterie zur Schalttafel
Die Haupt-Stromzuleitungen (Plus und Minus) von der Batterie zur Schalttafel müssen im Querschnitt so dimensioniert sein, dass auch bei der Summe der maximal fließenden Ströme eine ausreichend hohe Spannung an der Schalttafel und somit am Verbraucher ankommt.
Auf jeder Yacht muss direkt in Batterienähe eine Hauptsicherung installiert sein, die je nach Kabelquerschnitt und maximal fließendem Strom einen Absicherungswert zwischen 50 und ca. 200 Ampere hat. Von der Hauptsicherung gelangt der Batteriestrom zum Hauptschalter. Am gebräuchlichsten sind sogenannte Nato-Knochen oder Dreh-Wahlschalter. Diese Schalter können mehrere 100 Ampere Strom tragen.
Einleiter- versus Zweileitersysteme
Anders als bei der Fahrzeugtechnik wird der Rumpf eines Metallschiffes nicht als Leiter für den Minuspol (Einleitersystem) genutzt. Grund dafür sind nicht nur elektrolytische Probleme, sondern auch undefinierte Masse-Bezugspunkte. Eine Ausnahme bildet die Motorelektrik, hier ist der Anlasser über den Metallkörper des Motors mit dem Minuspol der Elektroanlage verbunden.
Auf einem Schiff hat man es in der Regel mit Zweileitersystemen zu tun, bei denen sowohl der Plus- als auch der Minusleiter von der Schalttafel oder der Masse-Verteilerschiene direkt zum Verbraucher führen. Um die Spannungsverluste auf langen Zuleitungen möglichst gering zu halten, wird nur der Pluspol über die Schalttafel geführt, die Minusverteilung hingegen erfolgt für jeden Stromkreis direkt an der Minus-Sammelschiene oder an einer Reihenklemme. Der abgesichert geschaltete Strom zu den Verbrauchern gelangt von der Schalttafel zu einer Plus-Verteilerschiene (Reihenklemme), an der jeder Anschlusspunkt zur Dokumentation gekennzeichnet sein sollte.
Um Spannungsabfälle zu vermeiden, werden Ströme über 25 Ampere selten direkt über die Schalttafel geführt. Sollen Großstrom-Verbraucher, wie z. B. Dieselheizung, Kompressoren oder leistungsfähige Pumpen, über die Schalttafel geschaltet werden, kommen in Verbrauchernähe häufig Relais zum Einsatz, die mit geringem Strom über die Schalttafel geschaltet werden. Der hohe Anlauf- bzw. Arbeitsstrom dieser Verbraucher muss so nicht über die Schalttafel geführt werden, sondern wird an der Plusverteilung über eine Sicherung abgegriffen und über das Relais dem Verbraucher zugeführt.
Sicherheitsrelevante Stromkreise, z. B. für die Versorgung des UKW-Seefunkgerätes oder der Bilgepumpe, müssen jederzeit zuverlässig funktionieren und sollten deshalb direkt (abgesichert) an der Batterie angeschlossen werden. Die Bilgepumpe muss auch noch arbeiten können, wenn das Schiff (aufgrund eines Wassereinbruchs) verlassen wurde. Die Pumpe darf aus diesem Grund nicht über den Hauptschalter mit abgeschaltet werden.
Die Ankerwinsch benötigt ca. 100 Ampere und je nach Länge des Kabelwegs von der Batterie einen Mindest-Kabelquerschnitt von 50 mm2 .
Absicherung
Nichts spricht gegen die Verwendung preiswerter Glassicherungen. Der Preis für einen einpoligen thermisch/magnetischen Schutzschalter liegt immerhin bei € 25,–. Im Normalfall lösen Sicherungen ja selten aus, eine passende Ersatzsicherung sollte aber vorhanden sein.
Sicherungen mit offenem Schmelzraum, wie z. B. Flachstecksicherungen aus dem Kfz-Bereich, dürfen aus Explosionsschutzgründen an Bord nicht verwendet werden.