Grand Soleil 42LC
Mit der Blauwasserlinie balanciert die italienische Werft zwischen den Eckpfeilern Langfahrt und Sport – und erschließt sich damit eine Zielgruppe, die größer ist denn je
Vor fünf Jahren hat Cantiere del Pardo mit der Grand Soleil 46LC (Long Cruise) die erste Blauwasseryacht auf den Markt gebracht, sich damit für das Finale der Wahl zu Europas Yachten des Jahres qualifiziert und auf Anhieb die Luxuskategorie gewonnen. Besser hätte der Start der neuen Linie nicht laufen können; danach avancierte die 46LC prompt zum Publikumsliebling. Knapp drei Jahre später folgte mit der 52LC das Flaggschiff, 2019 das bislang kleinste Modell, die Grand Soleil 42LC. Vom Konzept her sind alle Modelle ähnlich, der Benjamin der Flotte überrascht aber mit innerer Größe in mehreren Bereichen.
Basisarbeit
Der Rumpf wurde von Marco Lostuzzi gezeichnet. Das auffallend schlanke Unterwasserschiff unterstreicht trotz ausgewiesener Langfahrttauglichkeit den sportlichen Anspruch. Augenscheinlich wird das am Heck, das über der Wasserlinie richtiggehend ausladend wird. Vorteil: geringe benetzte Fläche sowie viel Platz in den Achterkajüten und im Cockpit. Im Vorschiffsbereich stellt sich die Situation ähnlich dar. Die tiefe, schlanke U-Form unter der Wasserlinie sorgt für weiches Einsetzen in die Wellen, darüber ging Lostuzzi maximal in die Breite und gewann so enorm viel Volumen. Wie viel, beweist der direkte Vergleich mit der Vorschiffs-Doppelkoje der 46LC, die im Kopfbereich um einige Zentimeter schmäler ist als jene der 42er. Ein Konzept, das nicht neu ist, bei der 42LC aber besonders radikal umgesetzt wurde. Und zwar ohne unerwünschte Nebenwirkungen: Laut Lostuzzi verfügen die Konstrukteure mittlerweile über ausgefeilte Programme, dank derer sie ausladende Hecks und breite Bugsektionen so aufeinander abstimmen können, dass die Yacht dennoch in guter Balance segelt.
Diese Art von Rumpf wird häufig mit einer Doppelruderanlage kombiniert. Bei der 42LC hat man darauf aber verzichtet. Für Werft-Inhaber Gigi Servidati, einen erfahrenen Regattasegler, sind Segeleigenschaften und exzellentes Steuerverhalten enorm wichtig – und das bekommt man mit dem feinfühligeren und mitteilsameren Singelruder einfach besser hin.
Rumpf und Ruderkonfiguration sollen also leistungsfähig sein, und das hat einen guten Grund. Servidati will mit der 42LC eine möglichst breite Zielgruppe ansprechen, daher lässt sie sich, je nach Interessenslage des Eigners, wahlweise eher in Richtung Fahrten-, Blauwasser- oder Regattayacht optimieren. Wichtigste Voraussetzung für die Wandelbarkeit ist das universelle Rumpfdesign – den Rest kann man individuell gestalten.
Wunschkonzert
In der Standard-Version wird die Yacht mit Alu-Rigg, Selbstwendefock, Targabügel aus Karbon und Sitzbänken hinter dem Rad ausgestattet, wobei der offene Bereich mittschiffs durch eine große Badeplattform geschlossen wird. Der nach achtern geneigte Karbonbügel ist eine besonders massive Konstruktion, an der die Großschot angeschlagen ist, die wiederum hebeltechnisch günstig am Großbaum ansetzt. Außerdem lassen sich daran Sprayhood und Bimini fixieren. Die Praktikabilität des Bügels steht außer Frage – umso erstaunlicher, dass er sich bislang nicht auf weiter Flur durchgesetzt hat. Von der Ausrichtung auf Komfort zeugt auch die Ausnehmung im Kajütaufbau im Bereich vor der Selbstwendeschiene der Fock, in der sich eine gepolsterte Liegewiese fixieren lässt. Aus segeltechnischer Sicht interessant sind der via Wasserstag aus Nirodraht fixierte Bugspriet, unter dem die Ankerhalterung integriert ist, und der weit achtern positionierte Mast, der maßgeblichen Anteil an der effizienten Vorsegelkonfiguration hat.