Die Hoffnung stirbt zuletzt
Noch kann der Chartermarkt den Umsatzeinbruch aufgrund der Corona-Pandemie wegstecken. Längerfristig sind Preiserhöhungen sowie eine Marktbereinigung zu erwarten
Die Charterbranche befindet sich aufgrund der Corona-Krise in einem schwierigen Fahrwasser. Dennoch blicken die österreichischen Agenturen und Veranstalter optimistisch in die Zukunft. Einerseits gab es bisher viel Verständnis von Seiten der Kunden, andererseits hofft man auf eine baldige Öffnung der Grenzen.
" Wir haben Glück und die Kunden sind sehr verständnisvoll. 95 Prozent der Kunden verschieben ihre bereits gebuchte Charter", weiß etwa Larin Heero, CEO von Masteryachting Deutschland, der größten deutschsprachigen Charteragentur zu berichten. Die Agenturen und Veranstalter arbeiten ihrerseits mit Hochdruck daran, die Auswirkungen der Pandemie in Zaum zu halten. "Von Kurzarbeit ist keine Spur“, erzählt Thomas Hickersberger von Müller Yachtcharter Linz, „unsere Telefone laufen heiß, wir sind die ganze Zeit erreichbar und auch den ganzen Sommer wird weitergearbeitet.“ Es habe zwar seit März keinen Umsatz mehr gegeben, noch könne man dieses Tief aber durchtauchen.
Den Wegfall der Buchungen in der Vorsaison kann die Branche also noch verschmerzen, doch danach ist Feuer am Dach. "Wir müssen den Sommer retten, sonst droht eine Katastrophe“, formuliert es Josef Limberger, CEO von Yachting 2000 drastisch, „im September ist die Saison vorbei und das lässt sich im nächsten Jahr auch nicht aufholen.“
Ob man mit einem blauen Auge davon kommen werde, hänge in erster Linie von der Dauer die Reisebeschränkungen ab, glaubt auch Josie Tucci, Vize-Präsidentin für die Bereiche Verkauf und Marketing von Sunsail und The Moorings. "In den 50 Jahren, in denen wir im Geschäft sind, war noch nie unser gesamtes Chartergeschäft weltweit betroffen. Es wird jedenfalls eine Weile dauern, bis sich die Branche wieder erholt hat", schätzt sie die Lage ein.
Die Kunden selbst stehen durchwegs in den Startlöchern und können es kaum erwarten, wieder aufs Wasser zu kommen. "Sobald wir wieder halbwegs normal reisen dürfen, wird es auch wieder Buchungen geben", ist Alexandra Hofinger überzeugt. Und wann wird das sein? "Eine optimistische Schätzung geht von Anfang Juni aus, die realistische im Juli und die pessimistische im August", fasst es Limberger zusammen.
Charter-Experten schätzen zudem manche Märkte besser ein als andere. In Italien dürfte die Saison heuer gelaufen sein, auch für Spanien und Frankreich sehen die Profis schwarz. Die Situation in Griechenland ist schwer zu beurteilen: Die Behörden seien zwar bemüht, für Segler wieder Normalität herzustellen, aber in Sachen Anreise ist man weitgehend von den Fluglinien abhängig. Und wann die einen normalen Betrieb wieder aufnehmen können, steht in den Sternen. "Welche Destinationen dieses Jahr interessant sind, hängt derzeit von der Politik und den Reisebestimmungen ab. Sonst liegt die Entscheidung, welche Destinationen forciert werden, bei den Vercharterern ", gibt Heero zu bedenken.
Krisen-Gewinner könnte Kroatien sein. "Kroatien kann sich es nicht leisten, auf Urlauber aus dem Ausland zu verzichten. Und wenn Tourismus erlaubt wird, dann legt der nautische Tourismus sicherlich als erster los", glaubt Limberger, der neben einer Charteragentur auch eine eigene Basis in Dalmatien betreibt. Für das Luxussegment, in dem der Oberösterreicher ebenfalls tätig ist, ist er allerdings weniger optimistisch, da man hier stark von den Flugverbindungen abhängig ist.
Überlebenskampf
Aber selbst wenn die Saison relativ bald wieder anläuft, dürfte es für manches Unternehmen zu spät sein; bereits jetzt kursieren Gerüchte über entsprechende Insolvenzen. Klaus Pitter sieht jedenfalls "massive Auswirkungen" auf die Branche zukommen. Vor allem für kleine Unternehmen erwartet der Chef von Pitter Yachting große finanzielle Probleme: "Es kommt zu einer Art Marktbereinigung jener Firmen, die hauptsächlich fremdfinanziert sind und ohne viel Kapital agieren. Leider halt auf die harte Tour. Ich rechne damit, dass, starke und stabile Unternehmen in Kroatien überleben werden", ist Pitter überzeugt.