Neuer Transpazifik-Rekord
Der Deutsche Boris Hermann segelte auf einem 32-Meter Tri in Bestzeit von Los Angeles nach Hawaii
Der Hamburger Hochseesegler benötigte mit dem 32-Meter-Trimaran „Lending Club“ unter Co-Skipper Ryan Breymeier (USA) und Renaud Laplanche (Frankreich) für die 2.215 Seemeilen langen Strecke von Los Angeles in Kalifornien/USA nach Hawaii eine Zeit von drei Tagen, 18 Stunden und neun Sekunden. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 24,61 kn unterboten sie die zehn Jahre bestehende Bestzeit des Franzosen Olivier de Kersauson auf der „Geronimo“ um mehr als einen Tag. Für den zweifachen Weltumsegler Herrmann war es bereits der vierte Streckenrekord in diesem Jahr.
„Wir kamen in einen Geschwindigkeitsrausch mit Top-Speeds von mehr als 40 Knoten“, berichtete der 34-Jährige von Bord der Rennmaschine, „und flogen oft nicht nur auf dem Mittelrumpf.“ Wenn der Steuermann von einer Windbö der Stärke sieben bis acht überrascht wurde, hob sich der Luvrumpf des zweitgrößten Dreirumpf-Regattaboots der Welt bis zu 15 Meter in die Luft. Herrmann: „Alle hielten den Atem an, bis sich der Mittelrumpf wieder ins Wasser setzte. Als es zu brenzlig wurde, mussten die Segeltrimmer die Schoten kräftig fieren.“
Am Steuer wurde alle 45 Minuten gewechselt, weil die extremen Bedingungen körperliche Anspannung und höchste Konzentration verlangten. Zwei Mann standen ständig an „der Notbremse“, den Schoten. Die achtköpfige Crew arbeitete in einen Drei-Stunden-Wachrhythmus. Tagsüber in Shorts und T-Shirts waren nachts „bei konstant mehr als 40 Knoten an Deck“ (Herrmann), also im scheinbaren Sturm, trotz Hochsommers Segelklamotten erforderlich. In 24 Stunden schaffte die „Lending Club“ einmal 725 Seemeilen, 30,2 Knoten (gut 55 km/h) im Schnitt.
Ursprünglich wollte Team an der TransPac-Regatta auf der gleichen Strecke teilnehmen, die an diesem Wochenende gestartet wurde. Aufgrund der Windprognosen mit den Ausläufern des Hurrikans Dolores riet Navigator Herrmann jedoch zu einem vorzeitigen Start um viertel vor eins in der Nacht zu Donnerstag (16. Juli) deutscher Zeit. Denn: Der absolute Streckenrekord von Long Beach nach Honolulu, der bislang bei vier Tagen, 19 Stunden, 31 Minuten und 37 Sekunden stand, ist in der weltweiten Segelszene noch höher als der Wettfahrtsieg angesehen.
„Mein Wetterrouting sprach für den Alleingang“, erklärt der geborene Oldenburger, „und es hat uns Recht gegeben.“ Das tropische Tiefdruckgebiet Enrique lieferte erstklassige Voraussetzungen für einen neuen Fabelrekord. Die Mannschaft ließ sich auch von einem Blackout unterwegs nicht beirren, als die Stromversorgung an Bord für eine halbe Stunde komplett zusammenbrach. Das Problem wurde mit computergesteuerten Lithiumbatterien gelöst. Die letztlich für die Distanz benötigte Zeit wird noch vom World Sailing Speed Record Council offiziell ratifiziert.
Mit der „Lending Club“ hatte Herrmann dieses Jahr bereits zwei Rekorde gebrochen, von Newport, Rhode Island/USA nach Bermuda (635 Seemeilen) und auf der Kurzstrecke von Cowes/Südengland nach Dinard in Frankreich über den Englischen Kanal. Mit Ryan Breymeier hatte Herrmann 2011 zu zweit als erster Deutscher das Barcelona World Race nonstop rund um die Welt als Fünfter beendet. Mit dem 21-Meter-Einrumpfboot „Maserati“ segelte er im Mai/Juni auf der rund 7.000 Seemeilen lange „Teeroute“ von San Francisco nach Shanghai/China unter 22 Tagen.