Sieber/Kruse beenden 49er-Karriere
Christoph Sieber und Clemens Kruse beenden ihre 49er-Karriere
Bei der 49er-EM mussten sie mit der Silberflotte vorlieb nehmen, während ihre internen Konkurrenten Delle-Karth/Resch ihre Olympiaqualifikation fixierten. Christoph Sieber und Clemens Kruse beendeten daher ihre Olympiakampagne, zum Abschied verfassten sie einen persönlichen Brief, den wir hier ungekürzt veröffentlichen:
Wie schon zuletzt bei der Weltmeisterschaft verpassten wir bei der Europameisterschaft den Einzug in die Goldflotte und damit die Möglichkeit auf ein Kaderergebnis denkbar knapp. Aufgrund des österreichischen Qualifikationssystems wurde dadurch die Olympiaausscheidung zu Gunsten von Delle-Karth/Resch entschieden.
Auch wenn diese Regel, dass pro Nation und Segelklasse nur ein Team an der Olympischen Regatta teilnehmen kann, im Sport einzigartig ist, so leben wir Segler mit der Akzeptanz der Tatsache, dass nach jahrelanger Vorbereitung, diese Entscheidung auch ungünstig ausfallen kann.
Oft hören wir Stimmen von „außen“, die meinen, dass in diesem Fall diese lange Zeit, die investierten Energien und Ressourcen Vergeudung waren. Dies wäre aber kurzsichtig. Zum Einen ist auch und gerade im Sport der Weg das Ziel, die gesammelten Erfahrungen sind eine Bereicherung, die nicht verloren geht, sondern etwas, das wir weiterhin verwenden, umsetzen und weitergeben können. Zum anderen hat sich nationen-interne Konkurrenz schon immer als Motivationsfaktor und genereller Leistungssteigerer bewährt. So ist es augenscheinlich, dass Delle-Karth/Resch in den letzten zwei Jahren zu den erfolgreichsten österreichischen olympischen Seglern wurden – in der einzigen Klasse, in der es auch interne Konkurrenz gab.
Wir haben gestern die Segel gestrichen. Die ersten Emotionen der Enttäuschung machen Platz für Erleichterung, Einsicht und Genugtuung. Es ist zunächst nicht leicht, nach dreieinhalb Jahren des intensivsten Trainings, des langen Durchhaltens beim oftmaligen Kurs gegen den Wind der Widerstände, so plötzlich abzuschalten.
All die Hilfe und Unterstützung, das Verständnis und die Zuneigung die wir genossen haben verpflichten einen persönlich. So schmerzt es auch sehr, dieses Entgegenkommen nicht mit einem großen abschließenden Erfolg beantworten zu können.
Und doch sind wir auch stolz auf das Erreichte; dass wir durchgehalten haben; dass wir, einmal ein Ziel gesetzt, unbeirrbar es weiter verfolgt haben und nicht den Verlockungen des einfacheren Lebensweges nachgegeben haben.
Vorbei sind unsere 49er-Aktivitäten aber noch nicht. Im Mai findet die Österreichische Staatsmeisterschaft in St. Gilgen am Wolfgangsee statt, an der wir teilnehmen werden.
Auch wenn der Fokus komplett auf der vergangenen Woche lag, so liegen unsere Pläne für die Zukunft großteils auf dem Tisch:
Christoph:
Ich werde nun mehr Zeit haben, mich meiner Vortrags- und Seminartätigkeit zu widmen. Momentan laufen Gespräche, die dazu führen könnten, dass ich als Trainer vor und während der Olympischen Spiele aktiv bin. Auch habe ich Pläne im Big Boat Bereich. Genaueres wird sich erst im Laufe des Jahres ergeben. Am wichtigsten ist mir momentan, dass ich mehr Zeit mit meiner Familie verbringen werde.
Clemens:
Ich werde mein Studium der Internationalen Betriebswirtschaft in den nächsten Wochen abschließen und mich dann meiner beruflichen Laufbahn in der Wirtschaft widmen. Außerdem freu ich mich auf mehr Zeit mit meiner Freundin, meiner Familie und all meinen Freunden, um ihnen einen Teil der Unterstützung zurück zu geben, die ich von ihnen in den letzten Jahren erhalten habe.
Eigentlich haben wir jetzt nur eines zu sagen und das ist DANKE.
Bleibt nur, auch von unserer Seite diesen beiden Sportlern alles Gute für ihre Zukunft zu wünschen.