Werte im Wandel
Der Neusiedler See rüstet auf – Immobilienprojekte, neue Lokale und Marinas sollen der einst als verschlafen geltenden Region einen Frischekick verleihen
Es tut sich was am Steppensee: Diverse millionenschwere Projekte an seinen Ufern sind in Planung oder wurden bereits umgesetzt, die Vision einer Ganzjahres-Destination beflügelt die Tourismus-Experten, die auf finanzkräftiges Publikum, Profit und Aufschwung hoffen. Naturschützer bemängeln hingegen, dass die Bauvorhaben zum Teil auf Kosten der Kulturlandschaft gingen und es kein übergeordnetes Entwicklungskonzept gäbe. „Was fehlt, ist der Gesamtblick auf die Region und eine Kooperation der Gemeinden untereinander, um das gemeinsame Erbe gut zu gestalten und nicht in einen Konkurrenzkampf um die besten Projekte zu verfallen“, kritisiert etwa die Landtagsabgeordnete Regina Petrik von den Grünen und fordert die Einberufung einer Neusiedler-See-Konferenz, in der es ein Leitbild zu erstellen und Ziele zu formulieren gälte.
Für Wassersportler liegen Licht und Schatten nahe beisammen. In Podersdorf hat die Gemeinde die modernste Hafenanlage am See errichtet, in anderen Ortschaften werben neue, attraktive Ausflugsziele um Segler und E-Boot-Fahrer, wer die nötige Finanzkraft hat, kann eine hochwertige Immobilie direkt am Wasser erwerben und den Luxus eines eigenen Bootsliegeplatzes genießen. Die Mitglieder des YC Breitenbrunn müssen hingegen aufgrund der geplanten Umgestaltung des Seebad-Areals um ihren Standort zittern.
Weiden
Treffpunkt für Genießer
Mit Volldampf gebaut wird derzeit an einem Lokal, das Ende Mai eröffnen soll und das in die Jahre gekommene Seerestaurant ersetzen wird (Kosten voraussichtlich 6.6 Millionen Euro). Es heißt „Das Fritz“ und ist ein unmittelbar am Wasser gelegener, in Schilf gekleideter, zweigeschossiger Stahlbetonbau mit Gründach und einer Nutzfläche von über 1.000 m2. Davor ist eine öffentlich zugängliche Marina mit Loungebereich situiert. Das Restaurant war ursprünglich als Gourmet-Tempel geplant, nach einer Bürgerbefragung wurde das Konzept aber geändert und leistbare, gutbürgerliche, regionale Küche in den Mittelpunkt gestellt. Als Betreiber fungiert Fritz Tösch, der sich bereits mit dem Nyikospark in Neusiedl einen Namen gemacht hat und das ganzjährig geöffnete Lokal gemeinsam mit seinen Töchtern Vera und Judith führen wird. „Wir können Tagesgästen, die über das Wasser anreisen, 30 Liegeplätze bieten, die Hälfte davon mit Stromversorgung“, freut sich Tösch auf Bootstouristen.
www.dasfritz.at
Neusiedl
Mein Haus, mein Boot
Seit Jahren im Gespräch und kontrovers diskutiert ist ein Seehotel mit 68 Zimmern bzw. Appartements in unmittelbarer Nachbarschaft zum UYC Neusiedlersee. Im Jänner 2017 hat die Entwicklungsgesellschaft nun tatsächlich mit den Tiefgründungsarbeiten begonnen, die Hochbauten will man im Laufe des Jahres etappenweise errichten.