Weiberkram
März 2017: Die private Monatsbilanz von Judith Duller-Mayrhofer
Seit auch Sohn Nummer zwei ausgezogen ist, sind daheim erstmals die Frauen in der Überzahl. Das macht sich in vielfältiger Hinsicht bemerkbar. Badezimmer und TV-Fernbedienung wurden gnadenlos annektiert, außerdem die Speisepläne schleichend geändert. Fleisch raus, Gemüse rein. Der letzte verbliebene Mann, der die Landesgrenzen nie ohne eine Stange Kärntner Salami im Gepäck zu überschreiten pflegt, reagiert verwirrt. „Gar nicht schlecht“, meint er zur Kombination aus Quinoa, Avocado und Granatapfelkernen, die ihm seine Tochter serviert. „Und was gibt es zum Abendessen?“
Bin seit Wochen mit dem Thema Unterwäsche beschäftigt. Nicht die von der reizvollen Sorte, es geht um höchst funktionelle Modelle, die wir in der YR vorstellen. Sie sollen beim Sport warm und trocken halten, trage sie daher zu Testzwecken bei schweißtreibenden Aktivitäten aller Art. Speziell fasziniert bin ich von den angeblich durchblutungsfördernden, leistungssteigernden und schwingungsdämpfenden X-Bionic-Kompressionsteilen. Eine Art Ganzkörper-Spanx*, finde ich, in der ich wie Lara Croft aussehen. Ein bisschen. Okay, wie die Mama von Lara Croft. Als der letzte verbliebene Mann nach Hause kommt, findet er mich in Kompressionswäsche beim Power-Staubsaugen vor. „Gar nicht schlecht“ meint er bei meinem Anblick. „Und was gibt es nach dem Abendessen?“
* Spanx: figurformende Damenunterwäsche, die bis zu zwei Kleidergrößen schlanker machen soll