Kuba
Erhard Haupolter über den unberührten Archipel vor der Südküste
Cayo las Caguama, Punta Cabeza del Este. Wir haben den östlichsten Punkt unseres Segeltörns erreicht. Hier müssen wir umkehren, um Richtung Nordwesten zurück zu unserem Heimathafen in der Bahia Cienfuegos zu segeln. Dort sind wir vor zehn Tagen mit unserer Roxana, einer 49-Fuß-Slup, gestartet um die noch völlig unberührte Inselwelt an der Südküste Kubas, den Archipielago de los Jardines de la Reina und den Laberinto de las Doce Leguas im karibischen Meer zu entdecken. An Bord befinden sich eine neunköpfige Crew, Wasser und Proviant für zwei Wochen sowie eine umfangreiche Fisch- und Tauchausrüstung.
Das Revier unserer Träume liegt am Saum der Tropen in der Passatwindzone, was uns im Februar beständige östliche Winde bei angenehmen Tagestemperaturen zwischen 25 und 30° garantiert. Auf dem Weg nach Südosten besuchten wir die Inseln Cayo Blanco de Casilda, Cayo Zaza de Fuera, Cayo Cinco Balas, Cayo Alcatracito und Cayo Cachiboca. Wie die anderen hunderten Inselchen sind sie von jeglicher Zivilisation verschont geblieben und präsentieren sich so, wie sie Christoph Columbus im Jahr 1492 entdeckte. Nur zu gut verstehen wir, dass er dem Archipel ob seiner Schönheit den Namen Jardines de la Reina, die Gärten der Königin gab. Die einzigen Anzeichen menschlicher Aktivität sind uralte, verrostete Fischerboote, deren Besatzungen in staatlichem Auftrag Unmengen an Langusten für den Export fangen; sie gehen vor allem nach Japan und Europa.
An der Leeseite von Cayo Caguama haben wir unser persönliches Paradies gefunden: Ein halbmondförmiger Strand, weißer Sand, so fein wie Puder, davor Wurzelstöcke und Äste von Mangroven, die wie Skulpturen aus dem türkisgrünen Wasser ragen, dahinter ein Saum von Palmen. Im seichten, kristallklaren Wasser schweben, gut getarnt vor dem Sandgrund, unzählige kleine Rochen, weshalb wir dem Eiland den Namen Cayo Raya, Rocheninsel, geben. Um halb zehn heißt es Anker auf, da es in den nächsten Tagen noch gut 160 Seemeilen zurück nach Cienfuegos zu segeln gilt. Gleich nach dem Passieren des Außenriffs setzen wir die Segel und es geht unter Spinnaker mit vier Beaufort aus Nordost und Kurs 290° raumschots zügig voran. Steuerbord querab zieht sich das endlos scheinende Riff, über dem die See weiß und grün aufbrandet. Der Wind hat aufgefrischt und wir rauschen mit bis zu zwölf Knoten durch das tiefblaue Wasser.
Frischer Fisch
Querab von Cayo Anclitas sehen wir in Luv voraus unmittelbar über dem Wasser ein Schwarm kreischender Seemöwen und Fregattvögel, untrügliches Zeichen für jagende Fische. Sofort luve ich an und halte direkt darauf zu. Wenig später schlägt die Fischleine an, die wir backbord an der Heckreling auf einer Rolle montiert haben. Verzweifelt versucht Gernot die Rolle zu stoppen. Keine Chance, 400 Meter rauschen bis zum Ende aus, dann reißt die Leine mit einer Bruchlast von 100 Kilo mit einem Ruck. Schade, das muss ein riesiger Fisch gewesen sein! Unmittelbar darauf spannt sich der als Ruckdämpfer dienende Gummistropp meiner auf zahlreichen Karibiktörns erprobten Angelleine mit Doppelhaken und Tintenfischköder. „Fiiisch, Fiiisch!“, schreit Wolfgang.
Den kompletten Artikel lesen Sie in der Yachtrevue 07/2014!