Frauscher 747 Mirage
Exklusiver Test am Traunsee vor der Weltpremiere in Cannes
Mirage ist französisch und bedeutet Fata Morgana bzw. Luftspiegelung. Ein von Frauscher mit Bedacht gewählter Name, denn das Design des 747 Mirage ist von beinahe unwirklich anmutenden, mehrfach gewölbten Flächen geprägt. Diese im Yachtbau neue Art der mathematisch definierten Oberflächengestaltung kam in einer vorsichtigen Version erstmals beim im Vorjahr vorgestellten 858 Fantom zum Einsatz, nun ging man deutlich mutiger zu Werke.
Frauscher verdankt seinen weltweiten Erfolg zwei Faktoren: Einerseits der hohen Verarbeitungsqualität, andererseits, und das ist noch wichtiger, dem extravaganten Design, das im Motorbootbau seit Jahren Maßstäbe setzt. Um diese Führungsposition weiterhin zu halten, beschritt Frauscher bereits beim 858 Fantom neue Wege und engagierte neben einem Yachtkonstrukteur auch einen Produktdesigner und stellte den beiden einen Entwicklungschef zur Seite, der penibel darauf achtete, dass Design und Funktion miteinander harmonieren.
Ein hoher Aufwand, den man aber zu begründen weiß. Ein Yachtdesigner und seine Computerprogramme sind auf die Berechnung strömungsoptimierter Rümpfe spezialisiert. Die Kernkompetenz liegt in der Konstruktion von Booten, die bei Flach- und Rauwasser perfekt funktionieren und schnell fahren. Bei der Gestaltung von Oberwasser-Bereich oder Innenraum sind die Ressourcen eines Yachtkonstrukteurs hingegen rasch erschöpft. An diesem Punkt kommt der Auto- oder Produktdesigner ins Spiel. Er verfügt über sündteure Programme, mit deren Hilfe sich dreidimensional gewölbte Flächen, wie sie bei modernen Luxussportwagen State of the Art sind, modellieren lassen. Michael Frauscher beschreibt das Zusammenspiel zwischen Entwicklungschef sowie Yacht- und Produktdesigner als ausgesprochen schwierig und umreißt seine Aufgabe so: „Ich sehe mich als Moderator, der drei Fachleute, die nicht dieselbe Sprache sprechen, zu fruchtbarer gemeinsamer Arbeit motiviert. Im Idealfall kommt am Ende ein Produkt heraus, das einer alleine in dieser Form nicht ermöglichen hätte können.“
Prozesse wie diese, die unbemerkt im Hintergrund ablaufen, unterstreichen die Sonderstellung der neuen Frauscher-Palette. Vom rein ökonomischen Standpunkt aus betrachtet sind sie der reine Wahnsinn, doch wer wie die in Ohlsdorf nahe Gmunden beheimatete Werft für sich in Anspruch nimmt Trends zu setzen und dem Mainstream mindestens zwei Jahre voraus zu sein, der hat wohl keine andere Wahl.
Schritt für Schritt
Gemeinsame Premiere von Yachtdesigner Harry Miesbauer, Produktdesigner Gerald Kiska und Entwicklungschef Thomas Gerzer war das 858 Fantom, das Michael Frauscher auch deshalb als „ersten Schritt“ bezeichnet. Beim Mirage war ein noch fordernderes, noch spannenderes Design gefragt. Diese Yacht sollte ein Statement setzen, für einen gewissen Lebensstil stehen und deutlich mehr Drama ausstrahlen.
Für Harry Miesbauer (Porträt in YR 3/2013), den in Mailand tätigen österreichischen Yachtdesigner, änderte sich wenig: Er entwarf einen radikalen, abgestuften Rumpf, der mit tiefem V und senkrechtem Bugsteven jenem des Fantom durchaus ähnlich sieht.
Den kompletten Artikel lesen Sie in der Yachtrevue 07/2014!