Thailand

Auf dem Wharram-Katamaran durch die Andamanensee

Schuld war ein Urlaub nahe der Midlife Crisis. In meinem Gepäck befand sich das Buch mit dem Titel „Zwei Girls, zwei Katamarane“ von James Wharram. Es faszinierte mich so sehr, dass ich mich nach einer Möglichkeit umsah, einen Wharram-Kat für einen ausgedehnten Törn zu zweit zu chartern. Fündig wurde ich bei Siam Sailing in Thailand. Das traf sich gut, denn ich hoffte, dass das Revier der Andamanensee mit 35 Grad Luft- und 27 Grad Wassertemperatur, mildem Seegang sowie moderaten, am Abend abflauenden Winden auch meine Göttergattin für das Blauwassersegeln begeistern würde. Schatzi, wir fliegen nach Thailand!
*
Voll Vorfreude übernehmen wir in Ao Yon im Süden der Insel Phuket eine Tiki 30, ideal geeignet für ein Pärchen, wie uns der Vercharterer versichert hat, und mit ihrem Tiefgang von nicht mal 50 Zentimetern wie geschaffen für versteckte, enge Buchten. Unser erstes Ziel ist die berühmte Taucherinsel Ko PhiPhi, rund 25 Meilen von unserem Ausgangshafen entfernt. Nachdem wir die Bucht verlassen haben, nehmen Wind und Wellen schlagartig zu, die Maschine hat Pause. Zehn Knoten sind eine feine Sache, wenn man nicht zufällig am Wind gegen brechende Wellenkämme andampft. Im Nu sind wir geduscht, Sprühregen und so manch massiver Wasserguss kommen vom Bug zu uns nach hinten. „Eigentlich wird man genauso nass wie beim Windsurfen!“, bemerkt die Göttergattin, ihres Zeichens Vize-Staatsmeisterin in dieser Disziplin, völlig richtig. Apropos: Der Wettkampf liegt ihr im Blut. Als wir von einem Katamaran, der offensichtlich auch nach PhiPhi will, in Lee überholt werden, erwacht ihr Ehrgeiz. Sie fällt ab um mehr Tempo zu machen, das Rigg vibriert, das Log schnellt weit in den zweistelligen Bereich, unüberhörbar ächzt es in den Beams und die Gischt fegt bei jeder Welle über Deck. Nach einer Wende halten wir Ausschau nach unserem Gegner. Doch das markante, durchgelattete Groß ist nicht zu sehen, der Kat ist verschwunden. Wo ist der hin, bitteschön? Das Fernglas liefert die Antwort: Er hat den Mast verloren. Sofort starten wir den Motor und halten auf die Unfallstelle zu. Das Rigg hängt auf der Steuerbordseite vorlich ins Wasser, an Bord macht sich ein Paar bereit von Bord zu gehen. „Braucht ihr Hilfe? Ist jemand verletzt?“ rufe ich hinüber. Die beiden sind wohlauf, können aber Unterstützung sehr wohl gebrauchen, denn die Riggfragmente sind gerade dabei den Rumpf zu durchbohren. Zuerst bringen wir die leicht aufgelöste Lebensgefährtin des Pech- und Pannenskippers per Dinghi zu unserer Tiki. Dort kann sie sich entspannen und Frauengespräche führen. Wir Männer kümmern uns derweil um das am Rumpf mahlende Rigg. Jeden Moment kann ein Wassereinbruch zum Totalverlust des Schiffes führen. Wir Männer kümmern uns derweil um das am Rumpf mahlende Rigg. Jeden Moment kann ein Wassereinbruch zum Totalverlust des Schiffes führen. Wir probieren alles, was mit Tauwerk und Winschen möglich scheint, um den Mast aus den Gewalten der anbrausenden Wogen freizubekommen. Doch das zentnerschwere Biest hat sich seitlich so verhakt, dass wir zerren können, was wir wollen. Es rührt sich keinen Millimeter, bis auf die wippenden Schläge gegen den Rumpf. Bald ist klar: Rigg oder Schiff. Da es weder Wantenzange noch Stahlsäge an Bord gibt, müssen wir mitten in das schlagende Gewühl hineinklettern und eine halbe Stunde lang die Wantenspanner aufschrauben. Endlich ein erlösendes „Pling“, dann sackt das Rigg weg. Im glasklaren Wasser ist der Mast noch bis in zehn Meter Tiefe zu sehen; wie zum Abschied scheint das Segeltuch Lebewohl zu winken. Langsam verschmilzt das Weiß mit dem Tiefblau der See. Dann ist es vorbei. Max, der Skipper, ist ein extrem entspannter Software-Millionär aus Texas und nimmt die nunmehrige Mastlosigkeit gelassen hin. Er bedankt sich und gibt mir seine Handy-Nummer, wir sollen in Kontakt bleiben. Dann motort er Richtung Phuket.

Mut kann man nicht kaufen
Wir kommen am frühen Abend in der Südbucht von PhiPhi an und machen an einer der wenigen freien Bojen fest. An Land geschäftiges Treiben zwischen Souvenir-, Massage-, Pizza- und Tauchschul-Buden.

Den kompletten Artikel finden Sie in YR 12/2013

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