Seychellen
Unglaubliche Natur, unglaublicher Luxus: Das Traumarchipel im Indic
Es wurde Abend und es wurde Morgen: der sechste Tag. Da dachte der Allmächtige: „Das war’s dann.“ Und ließ sich müde in den Himmelsthron fallen. Davon erzitterte die Erde, und das Trockene, das Gott zuvor vom Wasser geschieden hatte, zerbrach in Teile und machte sich selbstständig, während der Herr ruhte. Hurtig drifteten die Bruchstücke über das Erdenrund, aber hier und dort verhakten sich Fragmente des trockenen Landes in den Weiten der Ozeane. So schieden sich die Kontinente von den Inseln.
 Als der Herr am achten Tag das veränderte Werk betrachtete, war er dennoch zufrieden. Besonders wohlgefällig ruhte sein Auge auf prachtvoll glänzenden, mit sanft im Winde schwingenden Palmen bewachsenen Felsen inmitten eines türkisblauen Meeres. „Hätt‘ ich nicht besser hingekriegt“, dachte der Herr, denn diese Inseln waren äußerst hübsch anzusehen und boten den Tieren des Feldes, allen Arten von Vieh und Kriechtieren eine angenehme Heimstatt sowie den Vögeln am Himmelsgewölbe einen Platz zur fruchtbaren Vermehrung. Und dabei blieb es, bis in die jüngste Vergangenheit, denn die gottgefälligen Inseln liegen mitten im Nirgendwo abseits der Handelsrouten. Als sie endlich vom Menschen in Besitz genommen wurden, benannte man sie nach einem Finanzminister. Monsieur Séchelles lebt bis heute im Wort Seychellen fort.
 Als Land von geringer Bedeutung tauschten Franzosen und Briten die Inseln sieben Mal ambitionslos hin und her. Erst in unserer Zeit kam kommerzieller Sinn in die Geschichte. Dank der Erfindung des Flugzeugs und des Reichtums glücklicher Gesellschaftsschichten bieten die Urgesteinsbrösel im Indischen Ozean nicht nur Kriechtieren ein angenehmes Leben, sondern auch dem Menschen eine Gelegenheit zum paradiesischen Urlauben (allenfalls auch zur Vermehrung). Soviel zur Genesis.
 Das mit dem Paradies ist nicht einfach so hingeschrieben, wie einem auch beim Sonnenuntergang über dem Podersdorfer Schoppen das Wort „paradiesisch“ einfallen kann. Schon im ersten bekannten Bericht über die Seychellen, verfasst von einem Briten, ist von einem „earthly paradise“ zu lesen. Davon hat sich viel erhalten. An manchen Stellen der Seychellen wurde die Natur auch nach dem Muster des Garten Eden rück- und umgebaut.
Zurück zur Natur
 Das spektakulärste Beispiel dafür ist Île du Nord. Vor etwas mehr als zehn Jahren säuberten die neuen Besitzer diese Insel von allen nicht-endemischen Pflanzen und Tieren. Nun gibt es nichts Zugewandertes mehr, keine Kakerlaken und Katzen, keine Bananenbäume und keine Oleander. Dafür in großer Zahl jene Tierchen, die sich in der Isolation der Inselgruppe über Jahrmillionen als typisch herausgebildet haben: den unverwechselbar eleganten Seychellen-Flughund beispielsweise oder den kecksten aller Vögel des Planeten Erde, den Seychellen-Bülbül. Auf beide wird noch zurückzukommen sein.
Den gesamten Artikel von Werner Meisinger lesen Sie in der Yachtrevue 01/2015!