Online Shopping
Es mag lächerlich wirken, sich in Zeiten wie diesen über Kleinigkeiten aufzuregen. Ich sage nur: Krieg, Klimawandel, Rezession. Die Welt steht in Flammen, und ich mokiere mich darüber, dass die online erstandene Prepaid-SIM-Karte in unserem Handy nicht funktioniert. Und das im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Mich ärgern Dinge, die nicht tun, was sie tun sollen. Wir tricksen rum, aktivieren die Nummer im Handy einer Freundin, probieren die SIM-Karte in unserem Reserve-Mobiltelefon. Nichts passiert. Es kommt nur die Meldung, dass unsere Geräte zu alt seien. Warum ist alles so kompliziert geworden? Heute läuft ohne Handy nichts mehr geschmeidig – auch und schon gar nicht auf Reisen. Also fahren wir mit dem Mietwagen 60 km in die nächste Stadt, stapfen in einen Telefonshop und sind kurz darauf wieder verbunden mit der großen weiten Welt. Ganz einfach.
Bei einem bekannten Online-Händler haben wir ein Dingi bestellt, war ein echtes Schnäppchen. Euphorisch pumpen wir das neue Beiboot auf, drehen eine Proberunde und legen es aufs Vordeck. Am nächsten Tag wollen wir weiter. Wolf verzurrt das Dingi und schreit auf: „Das glaube ich jetzt nicht!“ Der Boden des schicken Beiboots löst sich von den Schläuchen, sodass man die Hand durchstecken kann! Anscheinend hat die Sonne den Kleber aufgeweicht. Warum funktioniert im Leben so selten etwas auf Anhieb? Enttäuscht reklamieren wir und erhalten das Geld umgehend zurück. Es wurmt uns, dass wir unser zwölf Jahre altes Dingi vorschnell verschenkt haben. Zurzeit düsen wir mit unserem zwei Meter kurzen Reserve-Schlaucherl herum, das wir vor Jahren an einem Strand in Grönland fanden. Bläst es mit mehr als zehn Knoten, sind wir klatschnass. Gar nicht einfach.
Fazit: Vom günstigen Online-Shoppen haben wir vorerst die Nase voll, das nächste Dingi kaufen wir – ganz altmodisch – in einem nautischen Laden.