H2O
Seit 35 Jahren segeln wir über die Weltmeere, bis vor kurzem als eines der wenigen Fahrtenschiffe ohne Wassermacher an Bord. Irgendwo fanden wir immer einen Wasserhahn, an dem wir unsere Kanister füllen konnten, und jeder tropische Regenguss toppte in Rekordzeit die Wassertanks auf. Doch bei unserem letzten Besuch auf den Tuamotu Atollen fiel wochenlang kein Tropfen Niederschlag, die Regen-Auffangplane konnten wir getrost wegpacken. Egal, wie sparsam wir mit dem kostbaren Nass haushalten, nach sechs Wochen sind unsere 250 Liter fassenden Tanks leer. Damals kostete es uns viel Überwindung, das Nachbarboot um Wasser zu bitten. Seitdem gefiel uns die Vorstellung, aus Salzwasser Trinkwasser produzieren zu können, immer besser. Und in Zeiten des Klimawandels gewinnt Unabhängigkeit ganz klar an Bedeutung.
Zugegeben, die Anschaffung einer Entsalzungsanlage reißt ein riesiges Loch ins Cruising Budget. Was man ebenso nicht unterschätzen sollte, ist der Einbau dieses Wunderdings auf einem voll geräumten Fahrtenschiff. Die Frage der Fragen lautete: Wohin damit? In eine der Backskisten? Zu unzugänglich! In die Nasszelle? Zu wenig Platz! Ins Vorschiff? Zu aufwendig für Schlauch- und Kabelführung! Schlussendlich montierten wir den Wassermacher unter die Backbord Achterkoje. Dass wir dafür zwei schwere Werkzeugkisten umsiedeln mussten, sei nur nebenbei erwähnt.
Vor wenigen Wochen dann der große Moment. Nervös und aufgeregt starteten wir das Wunderwerk der Technik. Es knackte und brummte und flugs sprudelte bestes Trinkwasser aus dem Schlauch! Vor Freude tanzte ich durch die Kajüte und umarmte meinen Kapitän. Der meinte trocken: „Noch ein Trumm mehr, das kaputt gehen kann.“ Von meiner Gewohnheit, im Hafen alle Wassertanks und Kanister randvoll zu füllen, werde ich mich in diesem Leben aber wohl nicht mehr trennen können. 35 Jahre Wasser-Sparen wischt man nicht so einfach vom Tisch.