Hochspannung
Zehn Elektroboote mit einer Motorenleistung von 22 bis 220 kW zeigen was sie können. Auf dem Prüfstand waren Höchstgeschwindigkeit, Verbrauch und Langstreckentauglichkeit
Früher war alles einfacher. Die Unterscheidung zwischen Motor- und Elektroboot zum Beispiel. Motorboote hörte man schon von weitem, sie schossen mit einem Affenzahn vorbei und schlugen ordentlich Wellen. Elektroboote hingegen schlichen sich auf leisen Sohlen und im Zeitlupentempo an, wobei sie bestenfalls ein leichtes Kräuseln auf dem Wasser hinterließen.
Diese Zeiten sind vorbei.
Moderne, leistungsfähige Elektroboote stehen ihren Benzin- oder Dieselbrüdern in nichts mehr nach – egal, ob es um Geräusch, Geschwindigkeit, oder Wellen geht. Boote sind Nutznießer des Megatrends Elektromobilität und des wachsenden Marktes für Elektroautos, auch für sie stehen immer stärkere Elektromotoren und immer größere Stromspeicher zur Verfügung. Konventionelle Motorboote haben zwar nach wie vor in Sachen Reichweite und Anschaffungskosten die Nase vorne, aber was nutzt es, wenn die Verwendung von Verbrennungsmotoren auf heimischen Seen stark eingeschränkt ist.
Der Markt für Elektroboote ist jedenfalls am Boomen und die Bandbreite des Angebots größer denn je. In unserem vierten Elektroboot-Test nach 1995, 2006 und 2010 haben wir am Wörthersee an zwei Tagen insgesamt 17 Elektroboote – vom kleinen Flitzer bis zum Kajütboot – unter die Lupe genommen. Im ersten Teil stellen wir zehn Modelle der Oberklasse vor.
KONZEPTE
Bei den getesteten Modellen kann man zwei grundlegend unterschiedliche Ansätze unterscheiden: Die einen kombinieren einen möglichst leichten Rumpf mit durchschnittlicher Motorleistung, die anderen messen dem Bootsgewicht wenig Bedeutung zu und setzen auf einen starken Motor.Als Extrembeispiel sei das nur 640 kg schwere Cosmo600 mit 22kW-Außenborder genannt, am anderen Ende der Fahnenstange findet sich das Nautique GS20 mit mehr als drei Tonnen Gewicht und 220 kW Hybridsynchronmotor.
MOTOREN
Der Großteil der Hersteller setzt auf Komplettanbieter wie Piktronik und Torqeedo, die die gesamte Anlage liefern, von Motor, Batterie, Regler bis zum Ladegerät. Werften und Kunden schätzen dabei, dass sie bei etwaigen Problemen mit der E-Anlage nur einen Ansprechpartner haben. Andere tüfteln an ihren eigenen, ganz auf das jeweilige Boot zugeschnittenen Lösungen. Als Basis dienen meist Elektromotoren, die eigentlich für andere Anwendungen, etwa Autos oder Flugzeuge entwickelt wurden und für den Einsatz auf Booten optimiert werden.
Beeindruckend ist der Leistungszuwachs seit dem erstem Yachtrevue-Elektroboot-Test: 1995 hatte der stärkste Motor 12 kW, 2006 war bereits eine 50-kW-Maschine vertreten und 2010 war man mit 80 kW vorne mit dabei.