X4/6
Die Neue von X-Yachts vereint zwei Welten: Der dänische Performance-Cruiser überzeugt mit agilen Segeleigenschaften, überfordert aber auch Familien-Crews nicht
Zwei Yachten zu besitzen, wäre ideal – eine fürs komfortable Urlaubssegeln mit den Kindern, eine für den ehrgeizigen Auftritt auf der Regattabahn. Nachdem sich das aber kaum jemand leisten kann, wird seit jeher nach einer Lösung gesucht, wie sich Familientauglichkeit und Sportlichkeit unter einen Hut bringen lassen.
Die für ihre schnell segelnden Yachten bekannte Werft X-Yachts hat deshalb 2016 extra eine neue Linie ins Leben gerufen, die zwischen der leistungsorientierten Xp-Serie (p für Performance) und der Blauwasser-tauglichen Xc-Serie (c für Cruising) angesiedelt ist. Die sogenannte Pure-X-Modellreihe ist mittlerweile auf fünf Modelle zwischen 40 und 65 Fuß angewachsen und hat damit die beiden schon länger eingeführten Serien überholt.
Die X46, eine der Finalistinnen bei der Wahl zu Europas Yachten des Jahres 2019, ist eine elegante Erscheinung mit modernen Linien und einem schlanken, langgezogenen Decksaufbau. Sie verfügt jedoch über mehr Volumen im Vorschiff als die Xp-Modelle. Da das Gewicht bei der X-Pure-Modellreihe nicht so eine große Rolle spielt, kommt in der Bodengruppe nicht Komposit zum Einsatz, sondern der gleiche Stahlrahmen wie bei den Xc-Schiffen.
Das breite Heck mit Soft Chines ist teilweise offen, die Badeplattform kann optional hydraulisch abgesenkt werden. Das Teak-Deck, das in seinen Ausmaßen an ein Tanzparkett erinnert, wird nur durch einige Flush-Luken unterbrochen. Stolperfallen es an Deck gibt es nicht, da alle Schoten und Fallen unterirdisch verlaufen. Auch der Fockroller befindet sich unter Deck.
Größtes Zugeständnis an den Komfort und die Bedürfnisse von Familien-Crews stellen die standardmäßige Selbstwendefock und der Rollbaum dar. Sonst ist das Layout des Cockpits klassisch gehalten. Die Großschot läuft über eine im Cockpitboden eingelassene Travellerschiene und wird über das für den Steuermann leicht erreichbare Winschenpaar direkt vor den Steuersäulen bedient. Zwei weitere Winschen befinden sich links und rechts des Niedergangs. Eine davon ist elektrisch, um die Bedienung des Furlerbooms zu erleichtern. Auf Wunsch kann man auf den Sülls ein weiteres Winschenpaar installieren lassen, was vor allem dann Sinn macht, wenn man sich für die optionale 106-Prozent-Genua mit Genuaschienen entscheidet.
In diese Option sollte unbedingt investieren, wer häufig in einem Leichtwindrevier unterwegs ist. Ohne überlappendes Vorsegel konnte die X46 bei anfänglichen ein bis zwei Windstärken vor Ellös ihr Potenzial nicht ausschöpfen. Die Selbstwendefock verlangte beim Steuern außerdem nach höchster Konzentration und Präzision, da jeder Grad zu hoch am Wind mit einem sofortigen Geschwindigkeitsverlust quittiert wurde. Erst als der Wind auf zehn Knoten zulegte, kam man so richtig in den Genuss des für X-Yachts typischen Steuergefühls: Das Rad lag leichtgängig in der Hand und vermittelte immer den richtigen Druckpunkt. Behände beschleunigte die X46 am Wind auf 6,8 Knoten. Mit Wind von achtern und dem 170 Quadratmeter großen Gennaker kletterte die Logge auf 8,5 Knoten.
Unter Deck herrscht ähnlicher Komfort wie bei der Cruising-Serie.