St. Lucia-Tortola: 49 Stunden Vollgas
Aus dem Karibischen Meer wächst ein Zuckerhut – das erste Stück British Virgin Islands, das der Seefahrer am Ende der Passage zu Gesicht bekommen. Ich grinse den Bröthaler an. Der Bröthaler grinst mich an. Und dabei bröckelt das Salz aus unseren Gesichtern. Voll eingesalzen, genau wie unsere Jacken, Schuhe, Haare, Sonnenbrillen – überhaupt alles.
Ist auch kein Wunder. Die letzten 48 Stunden sind wir gefahren wie die Schweine. Nach dem Morgenkaffee haben wir in Rodney abgelegt, sind den Kanal rausgetuckert und haben die Segel aufgezogen.
Eine halbe Stunde später waren wir im freien Passat und haben Gas gegeben. Weil, so hatten wir bei uns gedacht, nach vier Monaten Reparatur und Restaurierung sollte man den Nordatlantik net überqueren, ohne das Schiff einem kleinen Härtetest zu unterziehen, richtig? Richtig. Also haben wir im fünf Beaufort-Passat Segelflächen stehen lassen, die ich normal net tolerieren täte und sind mit bis zu 15 Knoten durch die Wellen getschundert. 320 Meilen sinds Luftlinie von Rodney nach Tortola. Und dann ist da noch die Sache mit der Saba-Bank. Das ist eine ausladende Flachwasser-Zone vor der an sich touristisch mäßig interessanten Insel Saba, und wer sie nicht umfährt, kann sich bei ungünstigen Wetterlagen in einer brechenden See wiederfinden.
Also noch geschätzte 30 Meilen Umweg westlich um die Saba-Bank und dann über die Sombrero-Passage zu den BVI´s und die Sombrero-Passage kann auch was, seegangsmäßig, also wirklich. Am Ende haben wir für die ganz Veranstaltung 49 Stunden gebraucht, was sowas 7,3 Knoten Schnitt bedeutet. – Schnitt, Leute!
Wir haben dann ein Ankerplatzerl nahe der Customs and Immigrations-Station an der Fährpier gefunden, einen, gemessen an anderen karibischen Inseln, eher mühsamen Amtsweg durchlitten und den Michl Weilguny eingesammelt. Er fährt die komplette Route bis Gibraltar mit und hat schon die Insel erkundet, während wir noch unterwegs waren.
Fazit: Sauteuer. Aber das Steak, das wir an diesem Abend hatten, das hat gewirkt. Das Bier übrigens auch. Und morgen Früh, Leute, da verholen wir nach Nanny Cay, denn dort liegt die ARC-Flotte.