Tortola-Bermuda: Qual mit Wal
Der Wal springt hoch.
Der Wal springt weit.
Warum auch nicht?
Er hat ja Zeit.
Spontan gedichtet beim Anblick einer Walschule eine halbe Meile voraus, irgendwo in der Mitte zwischen Tortola und Bermuda.
Weiters gesichtet: Delfine. Eine Schildkröte. Und geschätzte 500 Portugiesische Galeeren. Kennt keiner? Das sind als Plastiksackerl getarnte Quallen mit einem Giftpotenzial wie eine Grüne Mamba. Eigentlich schön. Leuchten auch bläulich im Dunklen. Aber bei Hautkontakt leider ziemlich tödlich. Schade, aber egal.
Ansonsten war der Trail nach Bermuda eigentlich bissel zermürbend: Mit drei Tagen Verpätung fuhren wir der ARC Europe-Flotte hinterher und das immer hart an einem ziemlich jahrezeituntypischen Nordostwind entlang, der uns weiter und weiter von der Kurslinie nach Westen vertrieb. Dass er irgendwann eingeschlafen ist, war fast eine Erleichterung. Wir haben den Carniti dann auch ganz leise angelassen, damit er ja net wieder aufwacht, und sind auf Filzpatschen drei Tage lang Richtung Bermuda gedieselt, bis ein etwas freundlicherer Westsüdwest aufsprang. Warum net gleich, bitte?
Nautisch spannend wurde es dann in der letzten Nacht, denn vor Bermuda setzt ein ziemlich muskulöser Strom Richtung Westen. Net nullkommairgendwas Knoten, Leute – zwei bis drei ganze! Mit einem Auge auf dem GPS und einem Auge auf der Windrichtung sind wir dann Richtung St. George´s balanciert: Fall 10 Grad ab und der Kurs durchs Wasser kippt um 30 Grad, fahr einen Knoten schneller und plötzlich geht es nordwärts… - und das mit einem der größten Schiffsfriedhöfe des Planeten in Lee: Die Riffe rund um Bermuda sind mit rund 500 Wracks gespickt – und das sind nur die bekannten. Naja. Anspruchsvoll war dann auch noch das Anlegen an der Zollpier von St. Georges: In der Town Cut-Passage und in der Lagune dahinter hat es einen satten Sechser geblasen und die Mother zwischen ein paar Dutzend Ankerliegern hindurch ins handtuchgroße Becken hinter der Zollpier zu manövrieren war bissle, sagen wir, adrenalintreibend. Dafür sind die bermudischen Behörden sowas von freundlich, nein wirklich! Und der Rest der Transatlantikcrew war auch schon gestellt, als wir ankamen. Nur die ARC-Flotte – die war leider schon weg. Wir haben sie starten gesehen, als wir in Bermuda einliefen. Auch schade. Aber eigentlich auch egal.