„Du lebst mit deinen Sportlern mit“
Wolfgang Mayrhofer, Spitzensportreferent des OeSV, im Interview über emotionale Energie, den Kampf ums Geld und ein gefährliches Spiel mit dem Feuer
Yachtrevue: Sie arbeiten seit Juni 2012 als Referent für Spitzensport im Österreichischen Segel-Verband. Welche Aufgaben sind mit dieser Funktion verbunden?
Wolfgang Mayrhofer: Meine wichtigste Aufgabe ist es, jenen, die operativ tätig sind, also den Seglerinnen und Seglern sowie den Trainern, den Rücken frei zu halten und sie ungestört arbeiten zu lassen. Wenn es unterschiedliche Sichtweisen oder Kritik gibt, dann muss das zuerst an mir abprallen und darf nicht gleich zu den Aktiven durchdringen. Das ist, glaube ich, sehr gut gelungen. Außerdem sehe ich mich als eine Art Reflexionswand für die Trainer, als denjenigen, der den Blick auf das große Ganze behält und sich nicht in Einzelfragen verliert. Ich bin auch erste Eskalationsinstanz für Segler und Trainer: Wer ein Problem auf Teamebene nicht klären kann, kann damit zu mir kommen und wir versuchen dann gemeinsam eine Lösung zu finden. Und nicht zuletzt stelle ich die positive Verbindung zum Verband dar, gebe der Wertschätzung, die der OeSV den Sportlern und Trainern entgegenbringt, buchstäblich ein Gesicht. Auch deshalb habe ich mich bemüht regelmäßig bei Trainingseinheiten und Regatten vor Ort zu sein und Zeit mit dem Kader zu verbringen. Diesen Teil meiner Funktion habe ich anfangs unterschätzt, er ist aber superwichtig.
YR: Gibt es andere Teilbereiche, die Sie unterschätzt haben?
Mayrhofer: Den Kampf ums Geld an allen Ecken und Enden. Stünde ich nochmals am Beginn, würde ich das erste Jahr dafür verwenden, die Finanzierungsstrukturen und Mechanismen der Geldverteilung im österreichischen Sport und im OeSV zu verstehen. Wir haben das als Verband sehr, sehr gut gemacht und wirklich viel an Land gezogen, aber für mich wäre es wichtig gewesen, die unterschiedlichen Systeme von Anfang an zu durchschauen.
YR: Vom Unterschätzten zum Unerwarteten: Was hat Sie in Ihrer Amtszeit überrascht?
Mayrhofer: Wie sehr man sich in das Thema gefühlsmäßig hineinziehen lässt und wie extrem man mit „seinen“ Sportlern mitlebt. Damit hätte ich nicht gerechnet und das hat mich emotional stark beansprucht. Ich wusste, dass ich einen Preis zu zahlen habe, aber ich wusste nicht, dass er so hoch sein würde.
YR: Diese emotionale Beziehung, von der Sie sprechen, ist aber auch etwas Positives, oder?
Mayrhofer: Natürlich. Als sich bei den gemeinsamen Weltmeisterschaften im Herbst 2014 alle vier Mannschaften, von denen man es erwarten durfte, für die Olympischen Spiele qualifiziert haben, war das ein unglaublich schöner Moment.