Frisch gemischte Karten
In drei Jahren finden die Olympischen Spiele in Tokio statt, die ersten Tickets dafür werden bereits 2018 vergeben. Wir geben einen Überblick, wer weitermacht und welche Teams sich neu formiert haben
Das Jahr eins nach Olympia steht in allen Nationen für Umbruch. Wer seine Ziele erreicht oder seine Hoffnungen begraben hat, steigt aus. Wer neue Herausforderungen braucht, sucht in einer anderen Klasse oder mit anderem Partner sein Heil, und von unten drängen hungrige Talente nach. Auch im OeSV wurde das Nationalteam verjüngt und umgebaut; als logische Konsequenz änderten sich Dynamik und Rollenverteilung. Teams, die bisher in zweiter Reihe standen, finden sich nun – mit allen positiven und negativen Begleiterscheinungen – an der Front wieder, Führungsfiguren mussten ersetzt werden, die Neuen ihren Platz in der Gruppe finden. Dazu kommt ein Wechsel auf Funktionärsebene. Der hoch angesehene OeSV-Vizepräsident Wolfgang Mayrhofer, der sich über eine Olympiamedaille unter seiner Ägide freuen durfte, legte im Frühjahr 2017 wie geplant die Tätigkeit als Spitzensport-Referent nieder. Seine Aufgaben übernimmt der 48-jährige Xaver Gruber, der als Vorschoter von Hubert Raudaschl im Starboot an den Olympischen Spielen 1992 teilnahm und wie Mayrhofer vierfacher Vater ist.
Auf Seiten der Aktiven sorgen vier neu zusammengestellte Teams mit frischen Gesichtern und teils überraschenden Kombinationen für Aufmerksamkeit. Sie stehen naturgemäß am Anfang eines langen Wegs, Kurzporträts finden sich auf den nächsten Seiten.
Schlechte Nachrichten gibt es von Florian Reichstädter. Bei dem 470er-Routinier, der gemeinsam mit Langzeit-Steuermann Matthias Schmid bei der Europameisterschaft vor Monaco wieder in den Zirkus einsteigen wollte, wurde eine Fraktur des sechsten Halswirbels mit Deckplatteneinbruch diagnostiziert – keine akute Verletzung, sondern eine Altlast aus zwanzig Jahren Leistungssport. Der 36-Jährige muss bis Mitte Juni eine Halskrause tragen, wie sich die Zukunft für ihn gestaltet, ist derzeit völlig offen. Sein Steuermann Matthias Schmid versucht das Beste aus der unfreiwilligen Pause zu machen und bringt sich einstweilen an der Seite von Sportdirektor Georg Fundak in die Verbandsarbeit ein. Mit seinen Qualitäten käme er für viele Aufgaben im OeSV in Frage – kommt Zeit, kommt Rat.
Olympia nicht mehr im Fokus hat Niko Resch. Der langjährige 49er-Vorschoter, der im Juni Vater wird, gründete gemeinsam mit Paul Schmalzl ein Unternehmen und möchte sein 2008 begonnenes BWL-Studium abschließen. Sportlich würde ihn der Einstieg in die Big-Boat-Szene reizen. Ein Anfang ist bereits gemacht: Resch wurde vom America’s-Cup-Syndikat Artemis zu einem Fitness-Test nach Bermuda eingeladen, bei dem er sehr gut abschnitt. Nun hofft er auf gute Karten, wenn nach dem AC neu gemischt und ausgeteilt wird.
Sein Steuermann Nico Delle-Karth will hingegen vom Olympiasport noch nicht lassen und versuchte sich zu Beginn der Saison mit der Salzburgerin Laura Schöfegger am Nacra17. Obwohl die beiden mit Rang drei beim Weltcup in Miami einen famosen Einstand hatten, gaben sie Mitte Mai ihre Trennung bekannt.