Im Kielwasser einer Göttin
Die zypriotische Hafenstadt Paphos wurde heuer zur Kulturhauptstadt Europas ernannt. Ein Grund mehr den Südteil von Aphrodites Insel per Yacht zu besuchen
Aphrodíte war die Göttin der Liebe, wenn auch nicht unbedingt der Tugend. Segelt man von Limassol westwärts, passiert man die Felsen von Pétra tou Romioú und damit jene Stelle, an der die Schaumgeborene dem Meer entstiegen sein soll. Weht dabei der Wind aus Süd, schäumen die Wellen tatsächlich – als wollten sie an Aphrodítes Geburt erinnern. Was wäre Griechenland ohne seine Götter? Während wir sagen, dass Gott den Menschen nach seinem Ebenbild schuf, schufen sich die Griechen Götter nach ihrem Ebenbild, ehebrecherisch wie Zeus, eifersüchtig wie Hera oder inzestuös wie Páphos.
Apropos Páphos: Diese nach dem Sohn Pygmalíons benannte Siedlung im Südwesten Zyperns wurde heuer zu Europas Kulturhauptstadt gekürt, viele Mythen ranken sich um sie. Wer sie ansteuert, sollte sich davon aber nicht ablenken lassen. Eine halb versunkene Mole in der Einfahrt, der flache Ostteil und dazu die Enge in diesem nach Osten offenen Hafen, in dem sich nur schwer einen Liegeplatz finden lässt, verlangen volle Konzentration. Segler kennen oft nur das mächtige mittelalterliche Kastell, das die Kleinstadt dominiert, doch gleich hinter den Tavernen an der Uferpromenade liegt der Archäologische Park mit fantastischen Bodenmosaiken römischer Villen, der ebenso wie die nahen Königsgräber zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt. Beides stellt für Kulturinteressierte ein lohnendes Ziel dar.
Hantelt man sich entlang der Küste weiter nach Norden zum Kap Akámas, erfordert das wegen der vielen vorgelagerten Klippen ebenfalls volle Aufmerksamkeit. Selten sind sie gekennzeichnet. Wozu auch? Auf vielen liegen ohnedies Fischerboote, die einen davor warnen, wie man es nicht machen sollte. Einen sicheren Hafen mit Gastliegeplätzen zu finden ist auf Zypern nicht leicht. Im Kólpos Chrysochoús hat man das Problem mit dem Ausbau des Hafens von Latsí gelöst. In seiner Marina finden Yachten Schutz vor dem im Sommer allgegenwärtigen Westwind. Das wissen Fahrtensegler, die vom türkischen Festland kommen, ebenso zu schätzen wie Charterkunden, die sich die Nordküste der weitgehend unberührten Akámas-Halbinsel nicht entgehen lassen wollen, gehört diese doch mit zum Schönsten was Zypern Bootsfahrern zu bieten hat. Partnersuchende dürfen die Loutrá tís Aphrodítis nicht auslassen, jene Quelle, in der sich die Göttin mit ihren Liebhabern vergnügt haben soll. Wer sie besucht und von dem Wasser trinkt, so prophezeit es die Legende, wird sich in Bälde verlieben. Zwei zu beiden Seiten der Bucht ins Meer ragende Klippen sind nicht nur eine gute Landmarke, in ihrem Schutz liegt das Schiff auch sicher.
Land der vielen Namen
In den felsigen Küstenverlauf schneiden überall Buchten ein, wenn auch selten tief; alle sind sie offen nach Nord bis Ost, was in den Sommermonaten kein Problem sein sollte. Schwieriger ist es, jene mit Sandgrund zu finden und nicht in solche zu tappen, in denen Klippen lauern. Die britischen Seekarten sind dabei keine Hilfe: Sie sind zu großformatig und halten sich zudem bei den Namen bedeckt. Nicht ohne Grund, scheint doch auf Zypern alles eine internationale, eine englische, eine griechische und im Norden der Insel auch noch eine türkische Bezeichnung zu haben.