Altersfrage
Juni 2017: Die private Monatsbilanz von Verena Diethelm
Autotuning. Wenn der Chef mit Schalmeienstimme fragt, ob ich nicht mit einem Fiat 124 Spider zum Kornati Cup fahren möchte, sollten eigentlich alle Alarmglocken schrillen. Aber in meinem Kopf bleibt es vollkommen still. Ich hab von Autos ja so was von keine Ahnung. Denke nur, dass alles besser ist als der zerbeulte Dienstwagen, der mir immer mitleidige Blicke einbringt –bestenfalls. Beim ersten Anblick des Spider überkommt mich allerdings leichte Panik: Sehr schnittig, sehr cool, aber auch sehr, ähäm, kompakt. Wo ist noch mal der Kofferraum, in dem ich Segeltaschen, Tauchequipment, Fotoausrüstung und zwei Computer mit allem Drum und Dran für die mobile Redaktion unterbringen soll? In einem logistischen Kraftakt gelingt es irgendwie, mein ganzes Glumpert auf mehrere Begleitautos aufzuteilen. Nun steht dem Fahrspaß nichts mehr im Wege. Mit 140-PS-Turbomotor und richtig hohem Drehmoment drückt es mich beim Gas-Geben in die Sitze, dass es eine Freude ist. Nach vier sportlichen Regattatagen und 1.400 Kilometern im Spaßmobil, das man praktisch im Liegen steuert, sind meine die Muskeln allerdings so verspannt, dass ich am Ende auf allen Vieren aus dem Spider krieche. Kommentar vom Chef, wie immer megacharmant: „Ist halt kein Auto für ältere Damen …“
Apropos alt. Das 20-jährige Maturatreffen steht an und der gesamte Jahrgang versammelt sich beim Heurigen. Zwischen all den Managerinnen, Ärztinnen, Bankern und Programmierern nehme ich echten Exotenstatus ein: „Was machst du? Segeln? Boote testen? Aha. Und beruflich?“ Wenn die wüssten, was das buchstäblich für ein Knochenjob ist.