Vorschau Vendée Globe
Foils sorgen in allen Bereichen des Segelsports für Aufsehen. Beim Solo-Rennen, das am 6. November startet, kommen sie erstmals auf einem Nonstop-Kurs rund um die Welt zum Einsatz
Das Konzept, das der Vendée Globe zugrunde liegt, ist schlüssig und simpel. Start in Les Sables d’Olonne, einem Fischerstädtchen an der französischen Atlantikküste, einmal von West nach Ost um den Erdball segeln, nach etwa 26.000 Seemeilen in den Ausgangshafen zurückkehren. Hoffentlich. Alleine, ohne Zwischenstopp an Land und ohne Hilfe von außen. Wetterrouting durch einen Meteorologen ist verboten, den Renn-Arzt per Funk nach Rat fragen erlaubt. Wenn man sich die Zunge abgebissen oder den Oberschenkel gebrochen hat, zum Beispiel. Ja, was 1989 als Abenteuer begann, ist Abenteuer geblieben, auch wenn die Flotte nicht mehr beliebig weit in den Süden segeln darf. Um die Teilnehmer vor unliebsamen Begegnungen mit Eisbergen zu schützen, gibt die Regattaleitung eine imaginäre Grenze vor, über der sich alle zu halten haben.
Für Spannung ist bei der siebenten Auflage der nach wie vor härtesten Regatta der Welt dennoch gesorgt. 28 Männer aus zehn Nationen stellen sich der Herausforderung; zum ersten Mal sind Skipper aus Neuseeland, Irland, Japan und den Niederlanden dabei, zum ersten Mal seit 1996 findet sich keine einzige Frau im Starterfeld. Mit 23 Jahren der Jüngste ist der Schweizer Alan Roura, als Ältester geht der 67-jährige US-Amerikaner Rich Wilson ins Rennen. Die Hälfte der Teilnehmer bestreitet zum erste Mal eine Vendée, die anderen sind Wiederholungstäter, vier davon bereits zum vierten Mal dabei.
Sie alle pilotieren einen 60 Fuß langen Monohull der dem Regelwerk der 1991 gegründeten IMOCA-Klasse entspricht. Doch sechs Yachten unterscheiden sich wesentlich von der Konkurrenz: Sie verfügen über seitliche Foils, die den Rumpf bei bestimmten Bedingungen und Kursen über die Wellen heben und den Wasserwiderstand reduzieren sollen (siehe auch Kasten auf Seite ??). Werden diese Tragflächen auf dem langen Weg um die Welt halten, was die Konstrukteure versprechen? Lässt sich damit, wie per Computersimulation berechnet, die aktuelle Bestzeit von 78 Tagen, aufgestellt von Francois Gabart in der letzten Auflage 2012/13, tatsächlich um ganze vier Tage unterbieten? Sind sie robust genug um die Belastungen in der Biskaya oder im Southern Ocean zu überstehen? Oder wird es massenhaft Ausfälle und Probleme geben, wie bei der Transat Jacques Vabre im Vorjahr? Bei der Regatta, die als Generalprobe für die Vendée gilt, kam nur eine von fünf Flügelyachten ins Ziel …
Diese und ähnliche Fragen wurden in den vergangenen Monaten intensiv diskutiert und spalteten die Szene. Die Antwort wird, wie immer, das Leben geben.
Mutige Männer, fliegende Kisten
Die sieben mit Foils ausgestatteten IMOCA60-Yachten, alle aus der Design-Schmiede VPLP-Verdier stammend, und ihre Skipper