„Kroatische Gewässer bleiben weiterhin attraktiv“
Interview mit Karl-Heinz Beständig, Kroatien-Kenner und Autor der Revier-Bibel „888 Häfen und Buchten“
Yachtrevue: Seit wann segeln Sie in Kroatien?
Karl-Heinz Beständig: Seit 1980. Damals war Kroatien eine jugoslawische Teilrepublik und man konnte ohne Grenzkontrollen vom katholischen Koper bis zum islamisch geprägten Ulcinj segeln. Mit dem Zerfall Jugoslawiens 1991 endete diese Reisefreiheit.
YR: Wie war es um den nautischen Tourismus und die dazugehörige Infrastruktur in diesen frühen Jahren bestellt?
Beständig: Es gab zunächst nur wenige Marinas, man konnte sie fast an den Fingern einer Hand abzählen. Das änderte sich, als im Sommer 1983 das Staatsunternehmen Adriatic Club Yugoslavia (ACY) innerhalb von drei Jahren 16 Marinas eröffnete. Das lockte Tausende Segler und Motorbootfahrer aus Österreich, Italien und Deutschland an. Doch der Boom dauerte nur kurz. Als die instabile Lage in Jugoslawien zu eskalieren begann, blieben die Gäste aus. Zu Ostern 1991 gab es die ersten Schießereien, bis 1995 waren einige Regionen heftig umkämpft; an manchen Tagen reichte der Gefechtslärm bis zu den äußeren Inseln. Die Wirtschaft lag am Boden, fast alle ausländischen Yachten verließen die Region.
YR: Wie entwickelte sich die Lage nach Kriegsende?
Beständig: Ab der Jahrtausendwende kam wieder richtig Schwung in die Nautik-Branche, Marinas und Charterfirmen verbuchten hohe Zuwachsraten. Man plante, die Liegeplatz-Kapazitäten bis 2015 mehr als zu verdoppeln, dazu kam es aber nicht, weil die Nachfrage zwischenzeitlich wieder abflaute.
YR: Aktuell gibt es diverse Gebühren, die für den Eintritt in einen Nationalpark oder die Benutzung einer Boje eingehoben werden? Ist das gerechtfertigt oder Nepp?
Beständig: Problematisch ist die Höhe dieser Gebühren, gemessen an der gebotenen Leistung.