Bermuda

Die Seenomaden über eine versteckte Oase im Atlantik

Wer den Begriff Bermuda hört, hat typische Assoziationen. Das Dreieck, das auf geheimnisvolle Weise Schiffe verschluckt. Kurze Hosen, von Männern als Freizeit-, aber auch Businesskleidung getragen. Doch der Archipel, der aus etwa 360 Inseln besteht, hat viel mehr zu bieten. Einen Hauch Karibik, die nördlichsten Korallenriffe der Welt und, für Segler besonders bedeutsam, den wichtigsten Trittstein im westlichen Nordatlantik.
Wir lassen das berühmt-berüchtigte Bermuda-Dreieck links liegen, also an unserer Steuerbordseite. Vielleicht gelingt uns deshalb eine perfekte Überfahrt. Sechs Tage sind wir von den British Virgin Islands kommend unterwegs, sechs Tage mit raumen 10 bis 20 Knoten aus Ostsüdost, sechs Tage mit Wellen, die nie höher als eineinhalb Meter sind. Ein Seglertraum.
Bermuda beobachten seine Gewässer per Radaranlagen und mit Argusaugen, daher funken wir über UKW gute 20 Seemeilen vor der Küste mit Bermuda Radio, geben unsere Ankunft bekannt und drehen für den Rest der Nacht bei. Das zählt zu unseren Grundregeln: Bei Dunkelheit vermeiden wir es einen uns unbekannten Hafen anzulaufen.
Beidrehen bzw. Beiliegen mit Nomad funktioniert einfach: Je nach Wind ein bis drei Reffs ins Groß binden, Vorsegel komplett einrollen, anluven, dabei Steuerrad bis zum Anschlag drehen und mit Gummistropp fixieren – fertig! Der Bug zeigt 50 bis 70 Grad in den Wind, die Abdrift beträgt zwischen einem halben und einem Knoten.
Um sieben Uhr Früh zwängen wir uns durch den schmalen Town Cut Channel, eine ins Riff gesprengte Durchfahrt in die Lagune von St. George’s Harbour. Der Versuch am versteckten Customs Pier auf Ordnance Island anzulegen, endete schon für viele Segler in einem Desaster. Enger Manövrierraum, kräftiger Wind, Tidenstrom und als Draufgabe ein kurzer, geknickter Anleger ließen so manche übermüdete Crew jämmerlich scheitern.

Vorfreude aufs Unbekannte
Bei uns an Bord finden sich weder Reiseführer noch Hafenhandbuch, dafür drei vergilbte Admiralty Seekarten, die wir bereits zwei Mal um die Welt geschippert haben. Darauf erkennen wir ein zehn mal zwanzig Seemeilen großes Riffplateau. Wie ein Angelhaken klammert sich an dessen Südostrand eine Inselkette. Der Archipel besteht aus sieben Hauptinseln, die mit Straßenbrücken verbunden sind. Dazu kommen unzählige kleine Eilande und ein paar geschützte Lagunen. Bei so karger Informationslage bleibt die Erwartungshaltung nieder. Wir lassen uns einfach überraschen.
Was sofort auffällt: Zeit und Interesse in den Gesichtern der Einheimischen. Wer vergessen hat, wie freundlich Menschen miteinander umgehen können, sollte hier vorbeischauen. Weniger erbaulich sind die astronomischen Preise. Für ein kleines Bier und ein Achtel Weißwein bezahlen wir 16 US Dollar. Willkommen im Land mit dem höchsten Lebensstandard der Welt.

Den gesamten Artikel lesen Sie in der YR 2/2015, ab 6. Feburar am Kiosk!

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