Spree-Oder-Kanal
Mit dem Hausboot von Berlin aus Richtung Osten
Berlin und Umgebung mit dem Motorboot erkunden, das ist eine gute Idee und entsprechend fest im Bewusstsein der Wasserwanderer verankert; die Yachtrevue berichtete darüber zuletzt in der Ausgabe 2/2012. Meist wird die Besichtigung der deutschen Hauptstadt mit einem Törn auf den südwestlich liegenden, abwechslungsreichen Havelseen kombiniert, doch der Horizont lässt sich durchaus auch Richtung Osten erweitern. In keinem anderen Teil Brandenburgs gibt es so wenig Bootsverkehr – und so viele Möglichkeiten, die Bewegungsarmut an Bord durch Wanderungen und Radausflüge auszugleichen. Beschaulichkeit, Entschleunigung und Naturerleben sind hier die bestimmenden Faktoren; wem danach der Sinn steht, der ist bestens aufgehoben.
Von Berlin kommend bietet sich als erste Station Fürstenwalde an, eine sympathisch unaufgeregte Stadt, deren Zentrum überschaubar und gut zu Fuß zu erreichen ist. Als Überraschung hält sie neben ein paar hübschen Bürgerhäusern einen waschechten Dom bereit, der mit seiner Höhe von 68 Metern seltsam in einen viel zu klein wirkenden Platz eingeklemmt ist. Wer Fürstenwalde nur kurz besichtigen will, kann sich einen Platz im Oberhafen der gleichnamigen Schleuse suchen, für eine Übernachtung eignet sich der Hafen der Charterfirma Baser bei SOW km 76,2 (Infos zu den Liegemöglichkeiten jeweils auf der folgende Seite).
Weiter geht es über Spree und Schleuse Kersdorf nach Müllrose. Der „offizielle Erholungsort“ ist weder nach stinkigem Abfall noch duftenden Blumen benannt, auch die Müller standen nicht Pate. Der Name leitet sich vielmehr aus dem sorbischen „Milorad“ ab, und das bedeutet lieb und teuer. Lieblich ist sie tatsächlich, die Ortschaft mit ihrem historischen Marktplatz, die sich zwischen den Kleinen und Großen Müllroser See schmiegt; aus Letzterem ließ sich angeblich Kaiser Friedrich II. besonders wohlschmeckenden Fisch nach Potsdam liefern. Müllrose gilt als Tor ins Schlaubetal, und das wiederum ist ein beliebtes Ausflugsziel in Brandenburg. Idealer Platz also um einen längeren Stopp einzulegen und sich die Füße zu vertreten, sei es beim harmlosen Spaziergang um den See oder bei einer ambitionierten Wanderung entlang einer der zahlreichen beschilderten Routen. Wenn man Glück hat, rundet ein abendliches Promenadenkonzert am Seeufer den Tag ab (aktuelle Infos unter www.muellrose.de). Den passenden Liegeplatz fürs Boot findet man in der gut ausgestatteten Marina Schlaubetal.
Reiz der Ruhe
Hält man den Bug weiter Richtung Osten, wechselt man von der Spree zum Oder-Spree-Kanal und damit auf eine der ältesten Wasserstraßen Brandenburgs. In seiner unerschütterlichen Geradlinigkeit hat dieser Kanal etwas geradezu Hypnotisches. Kilometerlang zieht sich ein spiegelglatter Wasserstreifen durch das Land. Links und rechts nichts als Wiesengrün, gesäumt von schwarzen Kieferstämmen, die sich still im Nichts verlieren. Wer hier nicht seinen Frieden findet, findet ihn nirgendwo.
Die Idylle endet abrupt, wenn sich die Schlote und Hochöfen des monumentalen Stahlwerks von Eisenhüttenstadt auftun. Es zischt, es raucht, es dampft – 2 Millionen Tonnen Rohstahl und 1,7 Millionen Tonnen Roheisen werden hier pro Jahr erzeugt.
Den gesamten Artikel lesen Sie in der Yachtrevue 2/2015, ab 6. Februar am Kiosk!