Gaumenschmaus
März 2018: Die private Monatsbilanz von Verena Diethelm
Was hab ich nicht schon alles getestet. Boote natürlich, aber auch Rettungswesten, Plotter, Dichtmittel, GPS-Uhren und vieles mehr. Nie wurden Mühen gescheut, so richtig ans Eingemachte ging es aber erst bei der jüngsten Testreihe. Und zwar im Wortsinn.
"Die wichtigste nautische Frage auf österreichischen Segelschiffen ist immer das Essen", ließ schon Karl Vettermann seinem Romanhelden Barawitzka sagen. Und auf eben diesen österreichischen Segelschiffen lautet die vorherrschende Meinung, dass gefriergetrocknete Nahrung der größte Gräuel ist, der einem Segler widerfahren kann.
Möchte den Gegenbeweis antreten und koste mich gemeinsam mit der Kollegenschaft sowie den Feinschmeckern unseres Schwesternmagazins Gusto durch Gerichte mit so klingenden Namen wie Jägereintopf, Ochsengrütze, Labskaus, Chicken Tikka Masala oder Brennessel-Curry. Verwunderlich ist die durchgehend breiige Konsistenz der Gerichte. Schlüssige Erklärung laut Wikipedia: Da den Seeleuten einst die Zähne vom Skorbut schmerzten bzw. ausfielen, wurde feste Nahrung püriert. Erhellender Zusatz: "Da zudem die Qualität der Nahrungsmittel mit zunehmender Länge der Reise litt, konnte damit auch minderwertiges Material kaschiert werden." Wohl bekomm’s!
Überraschung: Die Beutel-Gerichte schmecken durch die Bank besser als sie klingen, ausschauen und riechen. Nach der Verkostung unter Laborbedingungen kommt jetzt der Härtetest in der Praxis. Und wo könnte Labskaus besser munden, als unter der karibischen Sonne?