Sünderin im Paradies
Mai 2016: Die private Monatsbilanz von Judith Duller-Mayrhofer
Dienstunfall 1. Eine glückliche Fügung hat mich nach Mauritius geführt. Soll über ein Segelzentrum berichten, das ein Deutscher im Norden der Insel aufgezogen hat. Okay, wenn sich sonst niemand dafür findet … Komme nach langer Reise spätabends an, tausche Schuhe sofort gegen Flipflops und mache mich auf den Weg zum Strand um einen ersten Blick auf den Bootspark zu werfen. Will schließlich wissen, was mich hier erwartet. Top Material, schaut gut aus! Überdreht wiesele ich im Halbdunkel zwischen diversen Jollen und Katamaranen herum – und schlage mir prompt an einem im Sand versteckten Felsbrocken die Zehe grün und blau. Du sollst nicht ungeduldig sein.
Dienstunfall 2. Bei Tageslicht stellt sich heraus, dass ich im Garten Eden gelandet bin. Palmen, Sandstrand, duftende Blüten, Prachtwetter, einladende Lagune. Über letztere muss ich mit Gerätschaften aller Art fetzen, eine Aufgabe, der ich nur zu gerne nachkomme. Nach getaner Arbeit pulsen die Glückshormone in meinen Adern. Entblöde mich nicht den Moment mit einem Selfie festhalten zu wollen und zwinge meinen Vorschoter dazu mit mir am Strand vor dem Boot zu posen. Bei der Suche nach der besten Perspektive lasse ich jede Vorsicht außer Acht – und bekomme prompt den Großbaum am Schädel. Du sollst nicht eitel sein.
Beule am Kopf ist Geschichte, Zehe tut heute noch weh. Hilft mir dabei, eines nicht zu vergessen: Sünderinnen werden flugs aus dem Paradies vertrieben.