Am Strand entlang

Kroatien. Die Makarska-Riviera südöstlich von Split ist ein vergleichsweise wenig besegeltes Revier. Werner Meisinger hat es erkundet und teilt seine Eindrücke

Am Strand entlang

Der Begriff mare nostrum wurde von den Römern erfunden. Ursprünglich verstanden sie darunter den Bereich des Tyrrhenischen Meers, später das gesamte Mittelmeer. Es folgten Jahrhunderte, in denen keine Macht die Mittel hatte, eine Hegemonie in diesem Meer zu etablieren. Erst vom Italien im faschistischen Größenwahn wurde der Anspruch auf die Alleinherrschaft im ­Mittelmeer wieder erhoben. Heute behauptet keine Nation mehr, das Mittelmeer oder ein Teil davon wäre allein ihr Eigentum. Yachties aus Österreich wird allerdings ganz rasch einfallen, dass es mindestens eineinhalb Meere gibt, die ganz die ihren sind. Das halbe Meer ist der Neusiedler See. Er gehört den Wienern. Das ganze Meer ist die Adria.

Womit allerdings nur der östliche Teil gemeint ist. Der italienische Rand ist flach, geradlinig und weitgehend frei von Inseln, daher eher unattraktiv für Genussreisende. Im Osten aber hat die Verschiebung der Erdplatten mehr als tausend Inseln mit noch viel mehr Buchten hervorgebracht, also Anker- und Ruheplätze in großer Zahl. Das Vergnügen der mehr oder weniger sportlichen Seefahrt wird vor allem rund um diese buchtenreichen Inseln betrieben, auf kurzen Distanzen und mit einer gastronomischen Infrastruktur, die allein Grund genug wäre, das Gebiet lustvoll zu erkunden.

Die Festlandküste ist Ausgangs- und Endpunkt der Törns, aber nur selten die Linie, an der sich Bootsreisende orientieren. Man kann es aber mal versuchen.

Südostwärts von Split erstreckt sich die Makarska-Riviera. „Riviera“ heißt nicht mehr als Küste, aber im Klang des Wortes steigen Vorstellungen von weiten Stränden, eleganten Villen, Hotels, Parks und weitläufigen Promenaden auf. Dahinter Restaurants und Läden, in denen man viel Geld ausgeben kann. Das Vorbild für solche Assoziationen ist die Côte d’Azur.

Erwartungsgemäß entspricht die Makarska-Riviera dieser Phantasie nicht. Das hat historische Gründe. Der touristische Aufschwung der Region erfolgte erst mit der Fertigstellung der Jadranska Magistrala, der berühmt-berüchtigten, malerischen und – zumal für Kinder – scheinbar endlosen Straße, die stets der Küste folgend von Triest bis Montenegro führt. Vor Errichtung dieser Verbindung war der Küstenstreifen der Fischerei und Landwirtschaft vorbehalten. Urlaubsrefugien für eine betuchte Klientel aus Adel und Großbürgertum, wie sie im Norden der Adria oder im Süden Frankreichs im 19. Jahrhundert aufblühten, entstanden hier mangels akzeptabler Verkehrsanbindung nicht. Erst in den 1960er-Jahren ebnete die sogenannte Magistrale den Weg zur Entdeckung und Eroberung der mittel- und südjugoslawischen Kiesstrände durch Urlauberkarawanen aus dem reichen Norden.

Reichtum war und ist eine relative Angelegenheit. Die Gäste jener Zeit kamen in VW-Käfer oder Opel-Kadett, hatten hoch beladene Dachgalerien auf den Autos und keine gehobenen Ansprüche. Der Luxus war das Meer. Dementsprechend wurde die touristische Hardware entwickelt – Hotelanlagen im schlichten Chic der Betonplattenarchitektur und vor allem Campingplätze. Der Bau solcher Beherbungsanlagen ohne Beherbergung erfordert keine großen Investitionen, man braucht nur ein paar Kioske und Sanitäranlagen, schon hat man ein Resort für Gäste mit bescheidenen Bedürfnissen. Campingplätze wurden an der Makarska-Riviera zahlreich angelegt.

Segelt oder fährt man mit dem Schiff die Küste entlang, kann man diese Orte des kleinen Urlaubsglücks ausgiebig besichtigen. Hinter den Stränden erstrecken sich luftige Pinienwälder landeinwärts, zwischen den Bäumen leuchten bunte Sonnenschirme und sind die Wohn­mobile des heute schon ein wenig größeren Glücks abgestellt. Die am Strand auf Decken und in Stühlen ruhenden Menschen zeigen sich schon in der Vorsaison braun wie Kalbsleder und an manchen Abschnitten völlig nackt – die Ausübung der Freikörperkultur hat hier große Tradition und eine lebendige Gegenwart. In diese Welt einzutauchen bleibt dem seegängigen Besucher verwehrt. Zwar stehen da und dort Molen oder Stege im Wasser, doch sind diese für Schwimmer und Kleinstfahr­zeuge gedacht. Schiffe, zumal mit Kiel, kommen nicht heran. Wer trockenen Fußes an Land will, ist auf die Häfen angewiesen.

Zwischen Brela und Gradac – so ist der Bereich der Makarska Riviera offiziell definiert – gibt es davon rund ein Dutzend. Die touristischen Attraktionen der Orte und die Brauchbarkeit der Anlegestellen sind durchaus unterschiedlich und überwiegend auf niedrigem Niveau.

Suche nach einem Rastplatz

Weiter nördlich, also im streng geografischen Sinn noch nicht oder nicht mehr zur Makarska-Riviera zählend, aber von Split kommend auf dem Weg liegend, befindet sich die Marina Krilo Jessenice. Wie man sich als Sportbootmensch eine Marina wünscht und vorstellt, ist diese nicht. Zwei Steinschüttungen bilden ein nach Süden offenes Hafenbecken, in dem dicht gepackt Ausflugsschiffe liegen. Auf Yachties ist man hier sichtbar nicht eingestellt. Wenn keine Not herrscht, wird man diesen Ort links liegen lassen.

Ähnlich verhält es sich mit Sumpetar. Der Hafen ist eng und scheinbar völlig zugeparkt mit Ausflugsschiffen. Erst aus nächster Nähe wird erkennbar, dass doch eine Einfahrt freigehalten wurde. Man könnte sich hineinwühlen oder sich mit wenig Tiefgang außen an den Molenkopf hängen, um einen Ort mit geringem Reiz zu besuchen.

Den gesamten Revierbericht, der Teil eines ausführlichen Kroatien Spezials ist, lesen Sie in der Yachtrevue 3/2023, am Kiosk ab 14. April!

Der komplette Bericht als PDF-Download:

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