Pedrazzini Vivale
Dem Mythos auf der Spur. Roland Duller verbrachte einen Tag auf einem Vivale und ließ sich von dessen Einzigartigkeit überzeugen
Der Reiz ist vielfältig. Da wären die eindrucksvolle Geschichte des Unternehmens, das seit Jahrzehnten optisch unveränderte Design, die Qualität der Materialien, die unverändert traditionelle Bauweise und die Exklusivität in jeder Hinsicht. Nur fünf bis maximal acht Boote verlassen pro Jahr die Werft. Die Kunden können aus drei beinahe ident aussehenden Modellen zwischen 7,5 und 10,3 Meter Länge wählen. Das kleinste Modell wird in 1.800 Arbeitsstunden, das Flaggschiff in 4.000 Stunden oder neun Monaten fertiggestellt.
Die mehr als hundert Jahre alte Werft wird mittlerweile in dritter Generation geführt. Den Grundstein legte Augusto Pedrazzini, der vom Lago di Como an den Zürichsee übersiedelte und dort 1914 einen Betrieb gründete, in dem zunächst Fischer- und Ruderboote, später edle Jollen und Segelyachten aus Mahagoni gebaut wurden. Mitte der 1930er Jahre übernahm sein Sohn Ferruccio das Ruder, der in Livorno Nautik und Design studiert hatte. Sein ausnehmend gutes Gefühl für Formen stellte der Junior in den 1950er Jahren mit der Entwicklung des Capri Super Deluxe unter Beweis. Dessen Eleganz und Eigenständigkeit sind so überzeugend, dass es bis heute im Wesentlichen unverändert blieb und man Linien und Formen auf die beiden größeren Modelle Vivale und Special übertrug. Die Ähnlichkeit zwischen den drei Schwestern ist frappierend – selbst Kennern fällt es schwer sie am Wasser zu unterscheiden.
Formenpflege
Aktueller Mann an der Spitze der Werft ist Claudio Pedrazzini. Er führt die Werft seit Jahrzehnten in dritter Generation und hält die Prinzipien hoch. Die Form ist ihm heilig, Änderungen geschehen so behutsam, dass es kaum auffällt. Beispiel Unterwasserschiff: Das typische Merkmal eines Pedrazzini-Runabouts ist der V-förmige Bugbereich. Dieser wurde im Lauf der Jahre mehrfach nach hydrodynamischen Vorgaben adaptiert.