Begegnungen
Dezember 2020: Die private Monatsbilanz von Judith Duller-Mayrhofer
Kluges Kind. Interview mit einem 13-Jährigen, der kürzlich Vize-Europameister im Optimisten wurde. Noch vor dem Lockdown, trotzdem nur telefonisch; Wien–Wolfurt ist für einen Kurzbesuch eindeutig zu weit. Rechne mit alterstypischer Wortkargheit, doch der Knabe erweist sich als ausgesprochen zugänglich und eloquent. Plaudern über Gott und die Welt, Wünsche und Ziele, Sport und Schule. „Bist du eher der Mathe- oder eher der Sprachentyp?“, will ich wissen. Darüber braucht D. nicht lange nachzudenken: „Ich bin eher der Sporttyp“, sagt er mit entwaffnender Offenheit. Beste Antwort, die man auf eine so blöde Frage geben kann.
Kluger Hund. Interview mit einer 30-Jährigen, die es sich in den Kopf gesetzt hat, als erste Österreicherin das Mini-Transat zu bestreiten. Wien–Attersee ist nicht ganz so weit, L. hat sich freundlicherweise bereit erklärt, in die Hauptstadt zu kommen. Mit dabei hat sie Quba, ihren sieben Jahre alten Border Collie, der brav Platz macht und unser Gespräch aufmerksam verfolgt. Er scheint jedes Wort zu verstehen, legt den Kopf schief, runzelt die Stirn, nickt zustimmend, immer alles im richtigen Moment. Bin fasziniert, beobachte ihn heimlich und frage schließlich, ob er gerne segeln geht. Hund und Frauchen verdrehen zeitgleich die Augen, er ein bisschen offensichtlicher als sie. Nein, er hasst segeln und ist lieber in den Bergen. Wer hätte das gedacht. L. lächelt nachsichtig, Quba schaut mich strafend an und schickt mit per Gedankenübertragung eine klare Botschaft: Noch so eine blöde Frage und ich muss Gassi gehen.