Überlebensstrategien
Jänner 2021: Die private Monatsbilanz von Roland Duller
Überlebensstrategie 1. Trage FFP2-Maske, fahre später ins Büro, um dem U-Bahn-Gedränge zu entgehen, führe meine Besprechungen via Zoom oder Telefon und wenn mir ein Mensch näher als einen Meter kommt, ertappe ich mich dabei, wie ich nervös den Abstand vergrößere. Gehe auch zum Massentest in die Messehalle, wo die Medizin studierende Tochter als freiwillige Helferin anderen gefühlvoll ein Staberl in die Nase steckt, und besorge zudem beim Apotheker meines Vertrauens Schnelltests, damit ebendiese Tochter die Familienmitglieder vor dem gemeinsamen Essen mit den Groß-
müttern auf ihren Infektionsstand checken kann. Ziemlich krank, finde ich. Und krank machend.
Überlebensstrategie 2. Flüchte an jedem freien Tag in unseren Zweitwohnsitz nach Bad Kleinkirchheim. Zunächst werden sämtliche Gipfel der Umgebung zu Fuß bestiegen, dann fällt richtig viel Schnee und ich wechsle von den Wanderschuhen in die Schischuhe. Mitte Dezember stehen die Lifte still. Aber die Bedingungen sind fantastisch, kaum Menschen unterwegs, die Hänge unverspurt. Der Aufstieg verlangt Ausdauer und Willenskraft. Nicht dass ich davon nicht ausreichend hätte, aber ich bevorzuge eine andere Art des Freeridens: Hinauf mit dem Lift, abseits der Piste einen Hang hinunter, kurzer Aufstieg zu einem anderen Lift, mit dem wieder zum Gipfel – und so weiter und so weiter. Maximaler Genuss bei minimalem Aufwand. Ziemlich gesund finde ich. Und gesund machend.