Vorweihnachtliche Kälte. Die stille Zeit, oft gar nicht mehr so still, aber am heutigen Abend doch: Die Tasse Tee dampft, Kerzenlicht, ein Buch am elektronischen Lesegerät. Auf einmal ein gedämpftes Geräusch von draußen: „F, f, f.“ Neugierig öffne ich die Terrassentür. Da, etwas lauter: „Fai, fo, fi.“ Stirnrunzelnd will ich wieder zurück, als mit einem pfeifenden Woosh das Weihnachtsengerl vor meinen Füßen landet. In seltsamer Aufmachung allerdings. Auf den Flügeln eine Reihe von Tattoos mit in blauen Wellen geschriebenen Namen wie Paul, Willy, Valentin, Serge, Jochen, Esko, Russel, José, Mateusz, Ian, Ben und Giles und, mit ☹ versehen, Kim.
Ich lade das vor Energie vibrierende Engerl ins Haus ein. Mein fragender Gesichtsausdruck sagt offensichtlich genug, denn der Gefiederte beginnt in kurzen, gepressten Sätzen zu sprechen: „Wir haben es nicht verhindern können. Der Finn ist draußen. Ende nach 69 Jahren.“ Der Himmlische schluchzt kurz. „Den Heroen“ – er deutet auf seine Tattoos – „bricht es wohl das Herz und er“ – verächtlicher Blick auf Kim – „sollte sich schämen.“ Plötzlich wieder das Geräusch, fast wie ein Chor: „Fai, fo, fi.“. Das Engerl scheint plötzlich wieder Mut zu fassen. „Aber es ist noch nicht vorbei. Wir bleiben dran. Ich habe eine Reihe von Muskelpaketen unter uns Himmelsgym-Engerln dazu bringen können, dass sie mit mir kämpfen für die Mannsbilder mit 90 kg plus.“ Er schüttelt sein Gefieder und ein großer Sticker mit einer blauen Welle und ‚Fight For Finn‘ kommt zum Vorschein. Auf einmal sehe ich draußen im Garten eine Menge an himmlischen Heerscharen, die laut rufen: „Fight for Finn!“
Ich möchte meinen gefiederten Freund darauf hinweisen, dass nicht zum ersten Mal eine verdiente Klasse geopfert wird, dass es weniger ums Segeln und mehr um Show geht, dass sich World Sailing viel selbst zuzuschreiben hat. Aber der Himmlische ist – nicht ohne mir die besten Wünsche an die p.t. Leser/innenschaft für stets eine Handbreit Wasser unter dem Kiel aufzutragen – schon auf und davon, um sich der skandierenden Schar anzuschließen. Seinen Wünschen schließe ich mich gerne an, nicht ohne Verwunderung über heutige himmlische und irdische Praktiken.