Boathouse 4

Ende April in Portsmouth. Während in Österreich der Sommer Urständ feiert, hat es im Herzen der Royal Navy standesgemäß unter 10 Grad. Besuch des Historic Dockyard. Ganz oben auf der britischen Bedeutungsskala vermutlich die HMS Victory, die unter Vize-Admiral Lord Nelson in der Schlacht von Trafalgar gegen die Spanier und Franzosen ikonenhafte Bedeutung erlangte. Ebenfalls beeindruckend: Die HMS Warrior 1860, das erste hochseetaugliche Panzerschiff der Navy mit eisernem Rumpf, die HMS M33, ein küstennah operierendes Kanonenboot aus dem Ersten Weltkrieg mit nur knapp 2 m Tiefgang, das einen Ruf als „lucky ship“ hatte, da sie kein einziges Besatzungsmitglied im Laufe ihres Dienstes verlor, oder die Ausstellung über die 36 Stunden dauernde Seeschlacht vor Jütland 1916 (Skagerrakschlacht) zwischen den von Vize-Admiral Scheer auf deutscher und Admiral Jellicoe auf britischer Seite befehligten Flottenverbänden.

Mir hat es allerdings vor allem Boathouse 4 angetan. Trotz seiner Größe auf Grund seines unscheinbaren Eingangs fast zu übersehen, ist es innen ein Juwel. Ursprünglich errichtet im Vorfeld des Zweiten Weltkriegs in der Phase der allseitigen Aufrüstung, dient es heute als Ausbildungsstätte für traditionellen Bootsbau. Die Besucher werden über eine Galerie nach oben geleitet. Von dort können sie aus bequemer Vogelperspektive sehen, wie emsig an diversen Restaurationsprojekten, aber auch an komplett neu entstehenden Booten in traditioneller Bauweise gearbeitet wird. Neumodisches Zeugs wie Vakuum-Infusions-Verfahren, Prepregs & Co. gibt es nicht. Es gilt: alles Holz. Da werden Kielschweine und Spanten zugeschnitten und exakt ausgerichtet, unterschiedliche Beplankungen durchgeführt. Diverse Zwingen halten alles am rechten Platz. Dazu klassische Werkzeuge und Betriebsmittel wie Hobel, Säge und Leim. Wem das nicht reicht, der findet auf der Galerie weitere Gustostückerl in Form von kleinen Booten aus der Navy. Sollten Sie in der Gegend sein: Aus meiner Sicht ein Muss.

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