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Nachgefragt. Lara Vadlau und Lukas Mähr werden Österreich bei den Olympischen Spielen in der 470er-Klasse vertreten. Wie tickt das Erfolgs-Duo, wo lagen die Schwerpunkte in der gemeinsamen Arbeit und welche Strategien haben sich bis dato bewährt?
Ein Satz, der sitzt: „Wenn wir seine und meine Stärken zusammenbringen, sind wir unschlagbar“, sagt Lara Vadlau ruhig, aber mit Nachdruck. Diese Einschätzung mag in manchen Ohren überheblich klingen, tatsächlich ist sie Ergebnis intensiver Selbstreflexion – und gepaart mit dem Wissen, dass noch viel zu tun ist, um genau das zu erreichen.
Vor rund eineinhalb Jahren starteten Lara Vadlau und Lukas Mähr eine Olympiakampagne im mixed 470er. Für ihn war es die Fortsetzung einer erfolgreichen Profi-Karriere, in der allerdings der ganz große Durchbruch nie gelang, für sie ein Comeback nach mehrjähriger Pause. In einer Jolle, die einst als reine Frauen- bzw. Männerklasse gesegelt wurde und in der Vadlau bereits zwei Antritte bei Olympia sowie jeweils zwei Welt- und Europameistertitel vorzuweisen hat. Gemeinsam setzte das Duo alles auf eine Karte und nannte von Anfang an eine Medaille bei den Spielen in Frankreich als erklärtes Ziel. Prompt etablierten sich Vadlau/Mähr ab Herbst 2022 aus dem Stand in den Top Ten der Welt, das Lösen des Nationentickets gelang im ersten Anlauf und in souveräner Manier bei der WM in Den Haag. Nun richtet sich der Fokus ganz und gar auf das Olympiarevier vor Marseille. Und auf das bewusste Bündeln, siehe oben, der jeweiligen Stärken. Und wo liegen diese? „Lara hat ein super Gefühl für die Bootsgeschwindigkeit und kann den Wind unglaublich gut lesen“, nennt Mähr die Vorzüge seiner Steuerfrau, sie selbst beschreibt sich als „intuitive, risikobereite Seglerin, die auf ihren Bauch hört“. Er löst taktische Aufgaben hingegen lieber mit dem Kopf, abwägend und nach dem Lehrbuch. Beide Herangehensweisen haben ihre Berechtigung und sind unter bestimmten Umständen erfolgsversprechend, die Herausforderung liegt darin, das Richtige zur richtigen Zeit, sprich situationsangepasst zum Einsatz zu bringen.
Kunst der Kommunikation
Gelingen kann das nur, wenn das Team an Bord im Austausch bleibt. „Wir müssen permanent über die Wahrnehmungen, Interpretationen und Pläne des anderen Bescheid wissen“, gibt Mähr einen Einblick in den Workflow am Wasser, „das ist eine Form der gleichberechtigten Kooperation, die auf Know-how, aber auch auf gegenseitigem Vertrauen basiert. Und anders funktioniert das auch nicht, wenn man sich in der Weltklasse behaupten möchte.“
Leicht wäre ihr dieses Geben und Nehmen nicht gefallen, meint Vadlau, aber inzwischen könne sie auch „nach Lukis Regeln und damit eher auf Sicherheit spielen“, sofern es für das große Ganze Sinn mache. Ist Vadlau, die Zeit ihres Lebens als genial, aber unangepasst und schwierig galt, also gereift? Ja, findet sie, aber diese Entwicklung sei nicht dem Alter – Vadlau wird im kommenden März 30 – sondern täglicher harter Arbeit geschuldet. „Dieser Prozess ist auch noch nicht zu Ende“, ergänzt Mähr und vergisst in diesem Zusammenhang nicht, den Input des Sportpsychologen Björn Kren zu erwähnen. Der sei, da sind sich beide einig, für das Vorankommen enorm wichtig. Apropos einig: Sowohl er als auch sie wollen unbedingt gewinnen und auf dem Weg an die absolute Spitze nichts dem Zufall überlassen. „Bei uns muss nie einer den anderen mitziehen“, formulierte es Lukas Mähr, „wir geben immer Vollgas. Das ist großartig.“