Jeanneau DB/43
Jeanneau wagt sich mit der DB/43 auf das hart umkämpfte Terrain der Luxus-Daycruiser und damit auf ungewohntes Parkett. Kann sich die Werft auch in diesem Genre behaupten?
Motorboote liegen im Trend. Ihr Marktanteil wächst stetig und macht mittlerweile fast 80 Prozent der weltweit verkauften Yachten aus. Jeanneau hat sich in diesem Segment bereits vor Jahren positioniert, beschreitet aber mit dem jüngsten Boot, das zugleich das erste Modell einer neu geschaffen Premium-Palette darstellt, bislang unbekannte Wege. Der französische Werftriese will das exklusive Genre der Daycruiser von 40 Fuß aufwärts bespielen und das ist sehr stark besetzt. Neben bekannten Größen wie Axopar, De Antonio, Fjord, Frauscher oder Invictus haben auch renommierte Segelyachthersteller wie Grand Soleil, Solaris und sogar X-Yachts Motor-Daycruiser im Programm – offenbar will niemand ein Geschäftsfeld dieser Dimension unbeackert lassen. Dieses Engagement auf breiter Front befeuert Ideenreichtum und Kreativität und Jeanneau stellt mit seiner DB/43 keine Ausnahme dar.
Für alle Fälle
Bei der Präsentation in Cannes zog die Marketingabteilung von Jeanneau einen Vergleich zur legendären DB-Linie aus den 1970er Jahren, die ultraschlanke Rümpfe aufwies. Das passt nur vom Prestige her, denn Michael Peters, der für die nautische Konstruktion der DB/43 verantwortlich war, zeichnete einen Rumpf mit geradem Steven, tiefem V, viel Rocker im Bugbereich, also stark nach oben gekrümmtem Unterwasserschiff, sowie breitem, nicht verjüngtem Heck – viel Volumen, reichlich Auftrieb. Das braucht es auch, denn die DB/43 lässt sich nicht nur mit zwei Innenbordern, sondern auch mit drei Stück der derzeit sehr beliebten Außenborder bestücken. Letztere werden aber nicht wie bei manch anderem Hersteller in einer Öffnung unter der Sonnenliege montiert, sondern man nutzte die vorhandene Badeplattform als Bracket. Hätte Peters nicht mit ausreichend Auftrieb vorgesorgt, würden die weit achtern montierten Motoren aufgrund des langen Hebels das Heck tief eintauchen lassen. Selbstredend ist der Rumpf der Außenbordversion um rund 90 cm länger als jener der Innenbordversion, die wir getestet haben.
Wunderbar wandelbar
Ein wahres Feuerwerk an Ideen brannte Camillo Garroni ab, der für das Design und funktionelle Features verantwortlich zeichnet; als Inspiration dienten ihm die Linien italienischer und englischer Sportwagen. Besonders viel Zeit steckte er in die Details der einzelnen Flächen, um einen individuellen Charakter und eine unverwechselbare Optik zu erzielen. So verleihen die Verbreiterungen am Heck, der im oberen Bereich nach innen geneigte Freibord sowie das stromlinienförmige und zugleich größte Hardtop dieser Liga der Yacht einen dynamischen Auftritt. Besonders gut gelungen ist ihm die Gestaltung des Cockpits, wo maximale Variabilität mittlerweile Standard ist. Auch hier setzte Garroni bei aller Funktionalität die Premium-Anmutung eindrucksvoll um. Die getestete Innenbordversion verfügte über eine optionale, hydraulisch absenkbare Badeplattform, die das Herzstück des sogenannten Beach-Clubs bildet. Tupfen auf dem i ist die Bordwand, die sich beidseits nach außen abklappen lässt und dann das Cockpit von 3,82 m auf 5,70 m verbreitert. Hier kann man auch eine Badeleiter einhängen, sodass man gar nicht die Badeplattform nutzen muss, um ins kühle Nass zu gelangen.
Als echter Verwandlungskünstler präsentiert sich das Sitz- beziehungsweise Sonnenliegen-Element. Alle namhaften Hersteller bieten in diesem Bereich interessante Lösungen, Jeanneau spielt in der Oberliga mit und punktet nicht nur mit Praktikabilität, sondern auch mit wertiger Anmutung. Zur Komplettierung des Beach Clubs kann die achtere Bank zur Sonnenliege mit bequemer Rückenlehne umgebaut werden, Getränkehalter inklusive. Will man beidseitig am großen Tisch sitzen, klappt man die Lehne nach achtern. Es bieten sich aber noch viele andere Optionen an: So kann man den Tisch halbieren, die Sitzbänke so konfigurieren, dass alle Personen in Fahrrichtung schauen, oder eben umgekehrt.
Unmittelbar vor dem Liege-Sitzmodul befindet sich eine Freiluftpantry, die alle Stücke spielt: einflammiger Gasherd, Grillplatte, Spüle, Kühlschrank, smarte, versenkbare Leuchten.