TimeSquare 20
Frauscher hat das Motorboot-Design revolutioniert. Nun setzt man im Bereich Elektro-Mobilität ein Ausrufezeichen und kreierte einen Kat, der das Leben am Wasser neu definieren soll
In Begleitung seiner Tochter Johanna, die im Familienbetrieb für das Online-Marketing zuständig ist, fährt Stefan Frauscher mit der TimeSquare 20 aus der firmeneigenen Marina. Er schaltet die Soundanlage ein, wählt auf Spotify eine Frauscher Playlist aus und die junge Frau beginnt zu tanzen. Keine eigens einstudierte Szene, sondern ein spontaner Reflex, ausgelöst vom speziellen Ambiente der jüngsten Neuentwicklung aus dem Hause Frauscher. Denn mit einem herkömmlichen Elektroboot hat die TimeSquare 20 nur bedingt zu tun. Sie ist vielmehr ein außergewöhnlicher, interessanter Wurf, der garantiert für Diskussionsstoff sorgen wird. Stefan Frauscher weiß das. Und will das.
Alles nach Plan
Interessant ist auch der Zeitpunkt der Präsentation. Die leistungsstarken Motoryachten der Werft brummen gerade, Frauscher könnte sich darüber freuen, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. Und genau jetzt will man der Welt den mit zwei schwachen Elektromotoren betriebenen TimeSquare 20 erklären, der eher an eine stylische Sonnenterrasse als ein Boot erinnert?
Darauf angesprochen lächelt Stefan Frauscher nur milde. Man wolle den Status als innovative Marke international weiter stärken, führt er aus. Daher hätten sich die führenden Köpfe der Werft zusammengetan und gemeinsam eine Analyse erstellt. Wie nutzen Kunden ein Elektromotorboot? Worauf kommt es ihnen an, was tun sie am Wasser tatsächlich, was treibt sie um? Im Zuge dieses Brainstormings kamen Aspekte wie Platzangebot, Stabilität, Komfort, einfache Bedienung und Steuerung, ökonomischer Vortrieb sowie Nachhaltigkeit zur Sprache. Die finale Frage lautete: Wie lassen sich diese Forderungen auf einem Boot umsetzen? Nur auf einem Kat, war der Schluss, zu dem man vor mittlerweile vier Jahren kam; an keinem anderen Boot hat Frauscher übrigens länger geforscht und entwickelt.
Probieren und Studieren
Als es an die Umsetzung und Entwicklung des Prototypen ging, brachte Michael Frauscher Tornado-Rümpfe ins Spiel. Nicht unlogisch, haben sie doch wenig benetzte Fläche, geringes Gewicht und gleiten mit überschaubarem Energieaufwand. Ansehen tut man der TimeSquare 20 die gedankliche Verwandtschaft zum Tornado allerdings nicht.
Die Frauschers beauftragten jedenfalls Harry Miesbauer mit der Entwicklung eines effizienten Kat-Rumpfes. Der österreichische Konstrukteur, der am Comer See ein Designstudio betreibt, setzte das Anforderungsprofil exakt um und erarbeitete gemeinsam mit Thomas Gerzer, dem Entwicklungsleiter bei Frauscher, ein lebbares Konzept. Die Rümpfe sollten nicht zu leicht und sensibel sein, sondern gute Stabilität bieten, gleiten können, sich mit bis zu 20 kW motorisieren sowie, man höre und staune, im Bedarfsfall mit Foils ausstatten lassen. Letzteres ist freilich Zukunftsmusik, zeigt aber, wie wichtig es ist, bereits im frühen Entwicklungsstadium die richtigen Entscheidungen zu treffen. Und weil Theorie und Praxis oft zwei Paar Schuhe sind, baute man zunächst einen Protoypen aus Holz und experimentierte so lange mit unterschiedlichen Rümpfen, bis der Stein des Weisen gefunden war.
Die nächste große Herausforderung betraf das Design. „Ein Kat ist grundsätzlich nicht schön“, findet Stefan Frauscher, Abhilfe in diesem Dilemma sollte der renommierte Produktdesigner Gerald Kiska schaffen, der für Frauscher bereits mehrere Motoryachten designt hat.
Funktion trifft Design
Die TimeSquare 20 ist als Rückzugsort am Wasser gedacht, so war es im Lastenheft festgeschrieben. Kiska standen dafür exakt zwanzig Quadratmeter zur Verfügung, die er für zwei Sonnenliegen mit klappbarer Rückenlehne am Vorschiff, einen Steuerstand aus Karbon und eine darum gruppierte Sitzgruppe mit Tisch nutzte. Unverzichtbare Features sind Audioanlage mit wasserdichten Lautsprechern, Kühlschrank, demontables, auf Karbonstangen basierendes Beschattungssystem, Badeplattform mit Leiter und eine Seereling mit optionalem Sichtschutz für die Wahrung der Privatsphäre.