EYOTY 2012

Am ersten Tag der boot in Düsseldorf wurden Europas Yachten des Jahres gewählt

Pogo 12.50, Siegerin in der Klasse Performance-Cruiser

Pogo 12.50, Siegerin in der Klasse Performance-Cruiser

Der Titel „Europas Yacht des Jahres“ wurde heuer in vier Kategorien (Cruiser, Performance-Cruiser, Luxusyachten und Spezial-Yachten) vergeben. Die Sieger haben sich nach Testfahrten vor Ijmuiden oder Barcelona jeweils gegen vier Konkurrenten durchgesetzt, wobei jede Yacht von einer Jury, die sich aus Vertretern elf europäischer Magazine zusammensetzt, getestet wurde.

Sieger Performance-Cruiser Pogo 12.50
Die franzöische Werft setzt Erkenntnisse modernen Yachtbaus perfekt um: Der extreme „Knickspantrumpf“ mit radikal breitem Heck und flachem Unterwasserschiff ist ident mit jenem der Pogo Class 40S2. Radikale Rümpfe, die an der Kreuz ähnlich einem Katamaran auf der Lee-Chine segeln, funktionieren umso besser, je leichter sie sind. Die französische Regattaschmiede kennt die Problematik und hat deshalb in allen Bereichen Gewicht gespart. Rumpf und Deck bestehen aus Sandwich, ebenso Bodenbretter und Niedergang. Statt der üblichen Verkleidungen unter Deck sind alle freien Flächen mit Topcoat gestrichen. Türen gibt es gar nicht, stattdessen wurden Rollos montiert. Ausnahme: Die Türe zur Nasszelle – selbstverständlich in Sandwichbauweise. Trotzdem fehlt es unter Deck an nichts: Pantry, Naviplatz, Salontisch und zwei oder drei Kajüten mit breiten Doppelkojen sind vorhanden, wobei alle fix installierten Elemente der Aussteifung des Rumpfes dienen. Die Werft beziffert das Gewichtsparpotenzial gegenüber einer vergleichbaren 41-Fuß-Yacht mit 30 Prozent. Das kommt hin, wie folgender Vergleich zeigt: Pogo (5,5 t), Dehler 41 (8,2 t).
Zum Segeln: Die Stärken der Pogo liegen im Raumschotbereich. Ab 10 bis 12 Knoten Wind kommt sie ins Gleiten, legt der Wind zu, beschleunigt sie unangestrengt auf 16 bis 17 Knoten.
www.pogostructures.com

Sieger Spezial-Yachten: Esse 750
Josef Schuchter gewann mit der Esse 850 vor sechs Jahren den Titel, nun holte er ihn mit der Esse 750 zum zweiten Mal – aus gutem Grund. Die Esse 750 ist ein schlanker Daysailer mit extrem hohem Ballastanteil (Hubkiel), leichtem Karbon-Sandwichrumpf, Karbonrigg, Karbon-Bugspriet, hochwertiger Beschlagsausrüstung und durchdachtem Deckslayout. Sie hat alle Attribute einer Regattayacht, funktioniert aber ebenso gut als Freizeitboot. Simplizität ist trotz Hochtechnologie die Maxime: Das Karbonrigg ist über ein stark gepfeiltes Salingpaar verstagt, so dass man ohne Achter- oder Backstagen auskommt. Das wiederum ermöglicht das Setzen eines üppigen Masthead-Großsegels, das nicht via Traveller sondern Schotdreieck und Niederholder getrimmt wird. Eine Selbstwendefock komplettiert das auf Einfachheit ausgerichtete System.
Zum Segeln: Das schlanke Esse ließ sich so präzise durch die aufgewühlte See steuern, als hätte man eine Art Spezialwerkzeug in der Hand. Hammerböen negierte sie, wenn man ihr mit leichtem Luven ein wenig unter die Arme griff, um Sekunden später spürbar Gas zu geben. Wenden waren ein Kinderspiel, die Beschleunigung danach imponierend. Obwohl die Esse aufgrund des eher schmalen Rumpfes (2 m) kein Raumwindracer ist, fühlte sie sich bergab spürbar wohl und war steuertechnisch interessant zu segeln.
www.esseboats.com

Sieger Cruiser: Oceanis 45
Beneteau ist mit der Oceanis 45 ein Quantensprung im Fahrtenyachtbau gelungen, der dieses Segment vermutlich nachhaltig beeinflussen wird. Streng genommen hätte sich die Oceanis neben dem Klassensieg auch den Innovationspreis verdient:. Die Kernfeatures: extrem breites Heck, komfortables Cockpit, riesige Badeplattform, flacher, sehr bequemer Niedergang (45 statt 60 Grad), breite Doppelkojen in Achterkajüten, sehr gute Segeleigenschaften, modernes Innendesign.
www.beneteau.com

Sieger Luxus-Yachten: Oyster 625
Die Oyster 625 siegte in einem spannenden Kopf- an Kopf-Rennen, weil sie alle Attribute, die man von einer Yacht dieses Geres erwartet, eindrucksvoll umsetzt: tolles Design, elegantes Ambiente und fantastische Rauwassereigenschaften.
In dieser Liga wird nicht über Qualität diskutiert. Sie bildet die Basis, über den Sieg entscheidet die Summe der Eigenschaften aus Ambiente, Anmutung, Design und Segelverhalten sowie im Idealfall ein herausragendes Talent. Im Fall der Oyster war es die Starkwindperformance: Die Gelassenheit, mit der sie sich bei bis zu 49 Knoten Wind bewegte, 4-Meter-Wellen nivellierte und raumschots Brecher hinabsurfte, gipfelte in einer sänftenhaften Art der Fortbewegung, die auch für Yachten dieser Liga nicht selbstverständlich ist. Standing Ovations gab es seitens der Jury noch für die nahezu vollkommene Absenz von Wind- und Wassergeräuschen unter Deck, wodurch im Salon trotz Extrembedingungen eine unaufgeregte, beinahe entspannte Atmosphäre entstand.

Lesen Sie mehr über Europas Yachten des Jahres in der demnächst erscheinenden Yachtrevue 2/2012!

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