Reisenotizen
Juli 2017: Die private Monatsbilanz von Judith Duller-Mayrhofer
Süden. Mit dem Hausboot durch die Bretagne. Bequem und beschaulich, nur die Natur hält zu Beginn nicht ganz, was ich mir versprochen habe. Keine wilden weißen Pferde, sondern handzahme Rösser hinter Zäunen, die Flamingos zwar rosa, aber auf stark befahrene Straßen, Baustellen oder hässliche Wohnhausanlagen blickend. Lebe dafür wie eine Göttin in Frankreich. Auf den Märkten bieten freundliche Standlerinnen Schmackhaftes feil, in den Landgasthäusern serviert man mir Fisch, frische Austern und süffigen Wein. Selten auf einer Bootsfahrt Besseres gegessen.
Norden. Fliegender Wechsel nach Island, diesmal auf eine Segelyacht. Da es im Revier an einschlägiger Infrastruktur fehlt, wird ausschließlich am Schiff gekocht. Der Großeinkauf in Reykjavik kurz vor Ladenschluss verläuft unkoordiniert, Alkohol gibt es nur in speziellen Läden mit absurden Öffnungszeiten. Laufe erstmals seit 30 Jahren ohne ein einziges Döschen Bier im Bordkühlschrank aus – passt zur kargen Kost der kommenden Woche. Die Lammsuppe, die der Skipper nach einem Rezept seiner isländischen Großmutter kocht, macht die Sache nicht besser; nie zuvor schwamm ein fetteres Stück Fleisch in meinem Teller. Die Kilos, die ich mir am Hausboot angefuttert habe, purzeln wieder … Aber die Landschaft! Schwarzes Vulkangestein, blendend weiße Gletscherkappen, tosende Wasserfälle, blauviolette Lupinen, alles völlig unberührt. Selten auf einer Bootsfahrt Eindrucksvolleres gesehen.
Fazit nach zwei abwechslungsreichen Wochen: Du kannst im Leben nicht alles haben. Aber du kannst das, was dir das Leben gibt, in vollen Zügen genießen.