Verwirrende Einsichten
Dezember 2017: Die private Monatsbilanz von Verena Diethelm
Bullshit-Bingo. Täglich trudeln Dutzende Pressemitteilungen in meinem Email-Postfach ein, manche mit mehr Unterhaltungswert als Informationsgehalt. Kann mir bei den Recherchen über Europas beste Motorboote das Lachen öfters nicht verkneifen. Getreu dem Motto eines Unternehmens "Sie inspirieren – wir innovieren" scheinen sich die Werften einen Wettstreit im Erfinden von abenteuerlichen Textkreationen zu liefern. Da ist von "heiteren Nassräumen" ebenso die Rede wie vom "Zugang zum Cockpit über eine Pforte". Interessant auch die Bauweise, bei der eine "Rumpfgegenform in monolithischen Schichten" zum Einsatz kommt. Und was ist von einem Daycruiser zu halten, der als "sinnvolles Boot für den Gebrauch als Fährboot und für die Freizeit" angepriesen wird? Oder von der Yacht, die zum "Rausch der Sinne" erklärt wird? Rätselhaft ist das Versprechen, dass man an Bord die "höchsten Gefühle erleben und gleichzeitig im süßesten Leben schwelgen“ wird. Geht es hier wirklich nur um Yachten?
Bewältigungsstrategie. 30 Grad Temperaturunterschied, Nebel statt Sonne, Nieselregen statt Salzwasser-Gischt – die Rückkehr vom Südostasien-Törn ist eine Herausforderung. Doch heuer hab ich vorgesorgt. Allein der Blick aus meinem Arbeitszimmer daheim muntert mich auf. Ich schau nämlich direkt auf mein Boot, das in der Hauseinfahrt aufgebockt ist. Bevor das trübe Wetter zu trüben Gedanken führt, bin ich auch schon an Bord. Heizstrahler an und los kann’s gehen! Plane Optimierungen, bessere kleine Macken aus und träume von gemütlichen Segelfahrten, rasanten Gennakergängen und lauen Sommerabenden im Cockpit. Der Winter kann ruhig kommen.