In der Westwindzone

Die zweite Etappe beginnt wie die erste geendet hat – mit nassem, schnellen Segeln. Der Southern Ocean hat uns wieder, wenn auch diesmal nur für ein paar Tage, und Oleg, der bei dieser Etappe an Bord ist, bekommt einen Vorgeschmack, was später im Rennen auf ihn und uns zukommen wird. Das Boo ist etwas trockener geworden, nicht außen aber auf jeden Fall innen.
Kapstadt war wunderbar, nur viel zu kurz, aber das wäre auch bei vier Wochen Aufenthalt so. Am Ende Königswetter für den Start, zehntausende Menschen im Hafen und Unmengen Boote am Wasser, um uns auf die Reise nach Indien zu schicken. Kurz vor dem Start setzte sich dann der Südostwind bis in die Mitte der Bucht durch und die Flotte rauschte unter Code 0 zu einer Boje bei Robben Island, von dort eine Kreuz zur Ostseite der Stadt und Halbwind entlang der Küste zur letzten Tonne mitten im absoluten Windschatten des Tafelbergs und alle Yachten innerhalb von ein paar Bootslängen.
Jean Yves, unser Wetterberater, und Wouter hatten vor dieser Flautenzone gewarnt und unbedingt empfohlen weiter westlich, wo sie viel schmäler ist, zu queren. Eine Strategie, die vor zehn Jahren für Swedish March äußerst erfolgreich war, für uns aber leider fehlschlug und uns in der Flaute dümpeln ließ, während sich die Konkurenten entlang der Küste langsam aber sicher aus dem Staub machten.
Sobald auch wir aus der Flaute waren, frischte der Wind auf und wir wechselten innerhalb einer Stunde von Code 0 auf die große Genua, dann auf die J2 und schliesslich auf die J4 Fock mit einem Reff im Groß. Wir sahen die anderen Yachten noch am Horizont in die Nacht verschwinden.
In False Bay leuchtete das Meer, wie ich es noch nicht gesehen habe. Es schien als wäre auf jeder kleinen Welle eine grünweiße Neonröhre eingeschalten, unser Kielwasser leuchtete wie ein Lichtband und der südlche Horizont grenzte sich intensiv gegen den schwarzen Himmel ab. Auch die Druckwelle unseres Schiffs war sichtbar im Wasser und pflanzte sich rund um das Schff mit Lichterscheinungen fort.
Jetzt in der Westwindzone sind wir wieder guter Dinge aufzuholen und ein paar Plätze gutzumachen. Wichtig ist es wiederum, keine Schäden an Bord zu haben und trotzdem schnell zu segeln. Wie es im Moment aussieht, werden wir noch weiter 1500 Meilen auf dieser Breite bleiben, bevor wir nach Norden abbiegen.
Der Beginn einer Etappe ist sehr intensiv und ich habe es einfach nicht geschafft, früher zu berichten. Nach Stunden an Deck nur noch etwas essen und in die Koje fallen
Grüße
Andreas

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Unglaublich, das Rennen spitzt sich am Ende noch einmal zu. Wir haben Green Dragon seit gestern Abend in Sichtweite, kurz vor Sonnenuntergang habe ich sie am Horizont entdeckt, ein kleiner, kaum erkennbarer goldener Fleck. In der Nacht kamen wir näher, verloren dann aber wieder ein paar Meilen. Am Morgen entdeckt Mikey sie zwischen den Schiffen, die vor Kuala Lumpur auf Reede liegen, eine schlanke Segelpyramide, ohne viel Krängung, während wir guten Druck im Code 0 haben. Da waren der Drache sieben Meilen vor dem Orca. Inzwischen hat sich der Vorsprung auf 4 Meilen reduziert, wir sind auf der Jagd, um auf den letzten 130 Meilen noch Punkte gutzumachen. Die Mannschaft um Ian Walker gehören zu den Besten im Feld, umso schärfer sind wir darauf, sie noch zu überholen. Der Schiffsverkehr ist wirklich unglaublich dicht, das Klima sensationell, scheint ein guter Platz zum Überwintern zu sein, wenn man den Schnee und die Kälte nicht so mag. Bin optimistisch am 24. in Österreich zu sein und mit meiner Familie Weihnachten zu feiern. Grüße Andreas









 

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Inzwischen sind wir in die Straße von Malakka eingelaufen, haben das „Scoring Gate“ als Siebente passiert und arbeiten daran, Green Dragon und Telefonica Black anzugreifen. Um das Nordkap von Sumatra hat der Wind mehrere Male gedreht, wir haben die Dreher mitgenommen. Zweimal hatten wir Kosatka zum Wenden bereit gemacht, das heißt alle Segel an Deck nach Lee verfrachten und innen die Ausrüstung ebenso, insgesamt 15 Minuten Arbeit für alle, als der Wind wieder geraumt hatte und wir doch nicht wendeten. Da nach weiteren 15 Minuten der Wind nicht wieder geschralt hatte, räumten wir alles wieder nach Luv, also gegen die Schwerkraft, was ungefähr 25 Minuten dauert. Immer noch besser, als zweimal gegen den Dreher zu wenden, auch wenn es nur anstrengende Beschäftigungstherapie ist. Wir haben auch versucht, eine etwas aggressivere Linie zu segeln als die beiden vor uns. Offensichtlich sind beide sehr aufeinander konzentriert, Green Dragon weiß, dass sie bei Leichtwind keine Chance gegen Telefonica Black haben, da sie nur einen schweren Spi und eine schweren C3 an Bord haben und daher in den nächsten 24 Stunden überholen und einen Vorsprung heraussegeln müssen. Telefonica ist bedacht, zwischen Green Dragon und Singapur zu bleiben und keinen Hebel zu erlauben. Wir versuchen das auszunutzen und in kleinen Schritten weiter näher zu kommen. Wir haben für die Leichtwinde später in der Straße einen A1 Spi, der uns schon nach dem Start auf den zweiten Platz gebracht hat, eventuell reicht er um zwei Plätze gutzumachen. Der Wille ist da, das Herz dazu auch. Je nachdem auf welchem Schlag wir gerade sind (Streck- oder Holebug), zeigt der dreistündliche Positionsreport einen Gewinn oder Verlust, abgerechnet wird, wenn wir auf direkten Kurs gehen.









 

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